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ewig bleibt. Stille Deine Thränen, gedenke Deiner lieben,
guten Kinder, ihnen nur sei Dein Denken und Handeln in
treuer Mutterliebe, dieser heiligsten Liebe, geweiht. Dein bitterer
Schmerz wird so sich verklären, in süße, sehnsuchtvolle Wehmuth
sich verwandeln, Du wirst Deine Gesundheit Deinen lieben
Kindern erhalten. Mehr kann ich heute nicht schreiben. Küsse
Deine lieben Kinder und schreibe recht bald
Deiner
Dich innig liebenden Mutter
N.
191.
Trostschreiben an den Sohn eines Freundes.
Hochgeehrter 2c.!
Wie sehr mich die Nachricht von dem Tod Ihres theuren
Vaters ergriffen hat, vermag ich Ihnen nicht zu schildern. Er
war jo mein bester Freund, der Gespiele meiner Kindheit, der
Gefährte meiner Jünglingsjahre, der treueste Freund des
Mannes, treu nicht blos im Glück, sondern auch im Unglück.
So lange dieses Auge noch Thränen hat, werden sie dem un-
vergeßlichen Freunde fließen! Weil ich weiß was er war, welch'
edles, liebevolles Herz in seinem Busen schlug, eben deswegen
kann ich die Größe Ihres Verlustes, Ihres Schmerzes ermessen.
Lassen Sie uns in wahrer Frömmigkeit die Hand dessen
verehren, der in seinem unerforschlichen, jedenfalls weisen Rath-
schluß uns die Wunde schlug; lassen Sie uns Trost darin
finden, daß es eine bessere Welt gibr, in der wir ihn einst
wiedersehen werden, in die er uns nur vorangegangen. Sanft
ruhe seine Asche! Sein Andenken bleibt uns gesegnet, ihm
ist wohl.
Ist es auch unmöglich, Ihnen den liebenden Vater zu er-
setzen, so wird es mir doch ein Trost sein, wenn Sie sich der
Liebe des theuren Verklärten erinnern, die er stets für mich
hegte, wenn Sie, deren eingedenk, unter allen Verhältnissen des
Lebens vertrauensvoll an den sich wenden, der sich glücklich
schätzen wird, dem Sohne des geliebten Freundes als Freund
und Rathgeber zur Seite zu stehen und so wenigstens einen
Theil der großen Schuld abzutragen, die er gegen den nun
in Gott Ruhenden hatte. Unter der Versicherung innigster
Theilnahme und väterlicher Liebe
Ihr
ergebenster N.