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lichkeit steht. Folgen Sie mir und bleiben Sie im Vater-
lande, welches Ihnen sicher bald eine Ihrer Kenntnisse, Ihrer
Talente würdige Stellung anweisen wird.
In der Hoffnung, daß diese Zeilen nicht ohne die gehoffte
Wirkung bleiben, besteht mit bekannter Hochachtung
Ihr
ergebenster
N.
235.
Ermahnung zur Geduld an einen Freund.
Lieber Freund!
Das Schicksal hat Ihre Geduld allerdings auf eine harte
Probe gestellt, indem es Sie in den Wald verwies,
und ich fühle mit Ihnen, wie schmerzlich es Ihnen fallen muß,
aus einem Kreise treuer Freunde, aus den angenehmsten Ver-
hältnissen herausgerissen, in eine traurige Gegend und unter
Menschen hineingeworfen worden zu sein, bei welchen man keine
Theilnahme findet, zu denen man sich nicht hingezogen fühlt.
Aber es ist doch so schlimm nicht! Die Bewohner jener Gegend
haben zwar etwas Rohes, etwas Zurückstoßendes in ihrem Aeußern,
in ihren Manieren; aber lernt man sie erst näher kennen, so
findet man einen vortrefflichen Kern unter der rauhen, unschein-
baren Schale; man findet eine Biederkeit, eine Herzlichkeit, welche
für die abstoßenden Manieren reichlich entschädigt. Lernen Sie
die Leute näher kennen und Sie werden meiner Ansicht beipflich-
ten. Und wie lange werden Sie dort auszuhalten gezwungen
sein? Sicherlich nur kurze Zeit! Darum Muth und Geduld!
Ihre Freunde werden sorgen, daß Sie bald erlöst und durch
eine angenehmere Stelle für Ihre Entbehrungen entschädigt
werden. Darum wiederhole ich: Geduld! und füge hinzu: keine
übereilten Schritte! Mit der innigsten Freundschaft
Ihr
ergebenster N.
VIII. Entschuldigungs-, Rechtfertigungs= und Abbitt-Briefe.
236.
Entschuldigung wegen Verleumdung des Vormunds.
Hochgeehrtester Herr Vormund!
Sie werden es mir verübeln, wenn Sie erfahren haben,
daß ich bei einigen meiner Verwandten geklagt habe, als hätten