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Bemerkungen, welche auf Euer 2c. Bezug hatten. In dem Mar-
morsalon berührten sie mit ihren Stöcken einzelne Theile der
Figuren der Hautreliefs auf eine so derbe Weise, daß ich jeden
Augenrblick eine Verstümmelung dieser Kunstschätze fürchten mußte;
in der Voliere quälten sie den ostindischen Raben durch ihre
Neckereien dermaßen, daß das arme Thier Convulsionen be-
kam und wie todt von der Stange herabfiel. Da riß mir die
Geduld, und ich bemerkte ihnen, jedoch in aller Höflichkeit, daß
ich unter solchen Umständen sie nicht weiter herumführen könne.
Sie lachten mich aus, machten mir Grobheiten und eilten,
ohne daß ich es verhindern konnte, in den anstoßenden Billard-
saal, bemächtigten sich ohne Weiteres der Bälle und der Queues
und versuchten, ganz regellos darauf losstoßend, die Bälle gegen
die großen Spiegel zu sprengen. Einen der Spiegel beschädigten
sie zwar nicht, aber einen Ball sprengte der ältere der Herren
Grafen durch eine Fenusterscheibe in den Park hinab, und da-
bei machten sich beide in ungarischer Sprache, von der ich nach
ihrer Meinung nichts verstehen mochte, über die Einrichtung
des „neugebackenen Grafen“ lustig. Ich redete sie in Ungarisch
an und bemerkte ihnen, daß ein solches Betragen höchst un-
geeignet sei. Die beiden HH. Grafen geriethen in Wuth, packten
mich an der Brust, drückten mich alten Mann gegen die Wand
und würden mich ohne Zweifel noch ärger mißhandelt haben,
wenn nicht einige Bediente herbeigeeilt wären, sich ihrer be-
mächtigt und sie zum Schlosse so schnell hinaustransportirt
hätten, daß Alles vorbei war, ehe ich mich von meinem Schrecken
erholt hatte. Ob ich unter solchen Umständen den ertheilten
Verweis verdient habe, will ich der Gerechtigkeit Euer 2c. an-
heimstellen.
Mit der tiefsten Ehrerbietung verharre ich
Euer 2c.
unterthäniger Diener
N. N.
IX. Einladungsbriefe.
254.—
Einladung zur Hochzeit.
Theuerster Freund!
Dienstag den . . ist der Tag, der mich zum Glücklichsten
der Menschen machen, mit meiner geliebten Henriette mich am
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