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325.
Ein Vater bittet einen höher stehenden jungen Mann, sein Haus zu meiden.
Euer Hochwohlgeboren
nehmen es sicherlich einem sorglichen Vater nicht übel, wenn er
Sie bittet, ihn nicht mehr mit Ihrem Besuch zu beehren. Es
ist nicht das Geträtsche der Nachbarn allein, was mich hiezu
veranlaßt, es ist auch der Wunsch, Ihnen und mir Unannehm-
lichkeiten aller Art zu ersparen. Ihre hochgeschätzten gnädigen
Eltern müßten früher oder später von Ihren Besuchen Nach-
richt erhalten und würden ein Verhältniß argwohnen, das ihnen
jedenfalls Kummer bereiten würde, und das — offen gesagt —
sich auch vielleicht entspinnen könnte, wenn ich es nicht jetzt
hindere. Ich habe meine Tochter gewarnt, und sie billigt meinen
Schritt; auch Sie müssen ihn billigen, denn Sie werden einsehen,
daß eine Heirath undenkbar, eine andere Verbindung hoffentlich
unmöglich ist. Es wird mir zur Ehre gereichen, Sie unter ge-
änderten Verhältnissen wieder bei mir zu sehen.
Ew. Hochwohlgeboren
ganz ergebenster.
326.
Ein ähnlicher Brief.
Ew. Hochwohlgeboren!
So schätzbar mir Ihr Wohlwollen ist, so muß ich doch
auf die Gefahr hin, es zu verlieren, Sie bitten, von nun an
mein Haus zu meiden. Es ziemt mir nicht, zu untersuchen, wie
viel Wahres oder Falsches die über Sie umlaufenden Gerüchte
enthalten; aber ich habe als Vater darüber zu wachen, daß durch
Sie meine Tochter nicht ihren ehrlichen Namen verliert. Sie
hat mir gestern erzählt, Sie hätten ihr unlautere Anerbietungen
gemacht, die sie freilich mit Entrüstung zurückgewiesen hat, vor
deren Wiederkehr ich sie aber bewahren will. Ich bin es von
Ihrem im Grund edlen Charakter überzeugt, daß Sie, denken
Sie erst einmal ein Bischen kühler darüber nach, meinen Brief
völlig billigen werden.
Ihr
ganz ergebenster.