Full text: Der belehrende bayerische Sekretär.

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Du wirst vielen Gefahren ausgesetzt sein; erhalte die Reinheit 
Deines Herzens, sie wird Dich vor allen Dir drohenden Ge— 
fahren schützen. Es ist ein Werk der Unmöglichkeit für Dich, 
den Umgang mit jungen Männern zu meiden, welche das Leben 
von einer ganz andern Seite betrachten als Du, deren frivole 
Grundsätze, in schöne, witzige Worte, in ein glänzendes Gewand 
gehüllt, so leicht in ein jugendliches, unbewachtes Herz sich ein- 
schleichen. O, hüte Dich, solchen Worten Gehör zu geben, solchen 
Grundsätzen zu huldigen; sie vergiften Deine Seele, vernichten 
das Glück Deines Lebens, dessen Leitstern Tugend und Recht— 
lichkeit für und für sein müssen. Du trittst ferner in eine Dir 
neue Welt, in die Damenwelt. Du wirst so manche kennen 
lernen, deren Aeußeres, dem eines Engels gleichend, Dich be— 
zaubert, deren Worte Dich entzücken, die reinste Liebe athmen, 
während sie die nichtswürdigste Dirne ist, in deren Armen auf 
Dich nur Verderben lauert. Schwer, sehr schwer ist es, Wahr— 
heit von Trug und Lüge, Wirklichkeit von dem Scheine zu 
unterscheiden; oft ist die größte Niederträchtigkeit unter einem 
länzenden Aeußern, hinter einer bewundernswerthen Gewandt- 
zett und Sicherheit im Auftreten auf der Bühne des Lebens 
versteckt; hinter dem offensten, klarsten Auge, hinter der unbe- 
fangensten Miene lauern nicht selten Bosheit, Verderbtheit und 
Tücke. Schließe Dich an Niemand fest an, so lange Du ihn 
nicht genau kennst, am allerwenigsten an den, der sich Dir mit 
besonderer Freundlichkeit nähert, der sich an Dich drängt. Vor 
dem Theile des weiblichen Geschlechts, der sich einem feilen, 
nichtswürdigen Geschäfte hingibt, brauche ich Dich nicht zu 
warnen; zu fest sind Deine Grundsätze, zu sehr kennst Du die 
Gefahren, welche aus solch' einem Umgang entstehen, den Körper 
auf die ganze Lebenszeit zu vernichten, die Seele so tief, tief 
erniedrigen können. Im Umgange mit dem bessern, edlern Theile 
des zweiten Geschlechts mache es Dir zum Grundsatze, kein 
Liebesverhältniß anzuknüpfen, so lange Du nicht an eine ernste 
Verbindung denken kannst. Der Ruf und die Ehre eines Mäd- 
chens sei Dir stets heilig; solltest Du je in Versuchung kommen, 
so gedenke Deiner Schwester, die Du so innig liebst. Noch muß 
ich einer gefahrdrohenden Klippe erwähnen: meide das Spiel! 
Es gibt in der Stadt viele solcher verderblichen Höhlen; wer 
sie betritt, der ist seinem Untergang nicht ferne. Denke bei 
Allem, was Du thust, an Gott, an Deine Eltern, an Deine 
Schwester! Du würdest nicht nur die Achtung und Liebe Deines 
alten Vaters, Deiner Dich sehr liebenden Mutter und Schwester
	        
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