555
verlieren, wenn Du von der Bahn der Tugend Dich verirren
solltest; D'uu würdest auch ihr Herz brechen, mit ihrem Fluche
belastet kein Glück im Leben, nirgends Heil finden. O, laßt uns
nicht vergebens zu Deinem Herzen sprechen, zu diesem Herzen,
das ja immer so gut war! Hoöre auf die warnende Stimme
des Vaters und biete Alles auf, den Hoffnungen derer zu ent-
sprechen, die mit der innigsten, treuesten Liebe an Dir hängen,
die Du durch nichts mehr beglücken kannst, als dadurch, daß
Du einst als unverdorbener Mensch, so rein wie Du von ihnen
geschieden, in ihre Arme, an ihr treues Herz zurückkehrst. Mit
unendlicher Liebe umarmt Dich Deine Mutter und Isabella mit
Deinem
treuen Vater
N. N.
329.
Warnung vor einem zum Hofmeister bestimmten Manne.
Hochgeehrter 2c.
So eben habe ich in Erfahrung gebracht, daß ein gewisser
Herr N. N. bei Ihnen als Hofmeister Ihrer Knaben eintreten
werde. Die Verehrung, die ich für Sie hege, die innige Theil-
nahme, welche ich Ihrer Familie weihe, veranlassen mich, Ihnen
von diesem Schritt abzurathen. Ich kenne Herrn N. N. persön-
lich und ganz genau; er war vor 7 Monaten Hofmeister in dem
Hause des Herrn Grafen von M., an welcher Stelle er zwar
ein halbes Jahr aushielt, aber nicht länger behalten wurde, weil
er nicht nur nach und nach seinen eigentlichen Charakter un-
genirt hervortreten ließ, Arroganz, Barschheit, Ungeduld und
Unverträglichkeit offen an den Tag legte, dem Trunke sich hin-
gab, sondern auch noch andern Lastern fröhnte. Auf dieselbe
Weise zeigte er sich in dem Hause des Barons B., der Freifrau
von Sch. und des Landrichters E., und wenn ihm von diesen
vortheilhafte Zeugnisse ausgestellt worden sein sollten, so mag
dieses kediglich darin seinen Grund gehabt haben, daß sie ihn
nicht ganz dem Verderben preisgeben wollten. In den ersten
Monaten würde er sich wohl gut bei Ihnen betragen, so viel
wie möglich sich zusammennehmen; aber die Gefahr ist bei Ihnen
um so größer, als Sie oft vom Hause abwesend sind, und ihm
Ihre Söhne allein überlassen müssen.