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wie es meiner geliebten, wenn auch persönlich nicht gekannten
Augusta geht.
Mit treuer Schwesterliebe bin ich stets
Deine
349.
Antwort hierauf.
Theuere Clementine!
Wie beglückt hast Du mich durch Deinen Brief, und wie
sehr hat mich Anton dadurch erfreut, daß er ohne Dein Wissen
Dein holdes Bild ihm beigelegt hat! Schon seitdem ich weiß,
wie theuer Du meinem Bruder bist. schlägt mein Herz in Liebe
für Dich; unendlich erfreut hast Du es durch Deinen Wunsch,
ich gebe Dir in Gedanken den Kuß meiner Schwesterliebe. Wie
soll ich Dir genug dafür danken, daß Du meinen lieben Bruder,
diesen guten Bruder, durch Deine Liebe glücklich gemacht hast !
Wie schmerzlich ist es für mich, daß ich nicht an Deine Brust
eilen, mit Dir den Bund unserer Herzen Mund an Mund, Arm
in Arm, noch inniger, fester schließen kann. Damit Du mich,
meinen lieben Mann, meine Kinder wenigstens einigermaßen von
Ansehen kennen lernst, sende ich Dir unsere photographisch auf-
denommene Familiengruppe: wir sollen — so sagen Alle, die
das Bild gesehen haben — gut getroffen sein. Und dann folgt
auch eine lithographirte Aussicht unserer Stadt; dort in dem
Landhause vor dem Thore, rechts unter Linden und Pappeln,
erblickte Dein Anton das Licht der Welt, dort schlägt für Dich
ein Herz voll treuer Schwesterliebe, dort schlägt das Herz
Deiner
Clementine.
Schwester Augusta.
350.
An eine Freundin.
Liebe, gute Bertha!
Mit namenloser Sehnsucht sah ich seit Wochen Deinen
verheißenen Briefen entgegen und immer noch habe ich ihrer
zu harren. Solltest Du im Strudel der Vergnügungen der
Residenz Deiner armen Freundin vergessen haben? Solltest Du
nicht daran denken, daß Deine arme Agathe einsam und ver-
lassen, jeder Freude beraubt ist, seit Dich das unerbittliche Ge-
schick von ihrer Seite gerissen? Nein, vergessen hast Du es nicht,