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353.
Antwort hierauf.
Mein lieber Ludwig!
Wie entzückt war ich, als ich Deinen Brief erhielt und
schon aus den Schriftzügen der Adresse erkannte, daß Sie von
Deiner Hand sei! Wie diese Schriftzüge in der langen Reihe
von Jahren sich nicht geändert haben, so haben sich auch Deine,
auch meine Gesinnungen nicht geändert; ja, in mir wirst Du
denselben treuen Freund wiederfinden, der ich in den Tagen
der Jugend war. Hinderte mich nicht in diesem Augenblicke die
erst vor wenigen Tagen erfolgte glückliche Entbindung meiner
Hedwig, ich wäre auf der Stelle abgereist, um den heißgeliebten
Freund, den Waffenbruder, der mir so treu unter allen Ver-
hältnissen des Lebens zur Seite gestanden, an mein Herz zu
schließen. Hätte ich Deinen Brief einige Tage früher erhalten,
so hättest Du der Taufpathe des neuen Weltbürgers sein müssen;
ich hoffe, es soll das nächste Mal geschehen. Mit offenen Armen,
mit der größten Sehnsucht erwarten wir Euch.
Dein
treuer Freund
Ulysses.
354.
Abschied von einem Freund.
Mein lieber Hugo!
„Leb' wohl, du theures Land, das mich geboren; leb'
wohl Du meines Herzens liebster Freund !4 — so rufe ich Dir
vom Borde des Dampfschiffes zu, das mich den Rhein herunter
führt. Ich eile nach Amerika; das Warum sagte Dir mein
letzter Brief; Du billigtest meinen Entschluß. Gerne wäre ich
noch einmal in Deine Arme geeilt, aber die Zeit drängte mich,
machte es unmöglich. So nimm denn von den Wogen des
Vaters Rhein meine letzten Grüße aus der alten Welt. Lebe
wohl, recht wohl! Das Weltmeer wird bald zwischen uns liegen,
aber meine Gedanken werden doch bei Dir sein. Treue bis über
das Grab! war unser Wahlspruch; er wird mich begleiten, wo-
hin ich auch gelange. Lebe wohl! Lebe wohl! Es küßt Dich
in Gedanken 1
ein
unveränderlicher Freund
Hermann.