583
nehmen kannst. Hier folgen 100 Mark, mit diesen machst Du
Dich sogleich auf den Weg nach Wien, von Passau aus zu
Wasser. In Wien angekommen, begibst Du Dich zu dem Meister,
dessen Adresse ich Dir hier sende. Dieser hat inzwischen schon
einen Brief von mir erhalten, und wird Sorge tragen, daß Du
Arbeit erhältst. Die Ausrede, daß Du keine Arbeit habest finden
können, wird daher für die Zukunft aus Deinen Briefen weg-
bleiben müssen. Sei fortan fleißig, fleißiger als bisher; sei
fromm, entsprich den Hoffnungen, den gerechten Erwartungen
Deiner Dich liebenden Eltern und kehre als ein guter Sohn
zur Freude Deiner Eltern und Geschwister einst heim. Gott
erhalte Dich gesund! Die liebe Mutter und Deine Geschwister
grüßen Dich herzlich, mit ihnen
Dein
treuer Vater
N.
378.
An einen Freund über die allzuängstliche Pflege der Gesundheit.
Mein lieber Freund!
Ich habe mir sagen lassen, daß Sie, äußerst ängstlich für
Ihre Gesundheit besorgt, sich kaum mehr aus Ihrem Zimmer
herauswagen, daß Sie immer fort mediciniren, nebst den Aerzten
auch noch Quacksalber aller Art gebrauchen, immer in Decken,
Nachtmützen 2c. gehüllt sind, obwohl Sie so gesund aussehen,
wie das leibhaftige Leben. Was werden Sie mit dieser Lebens-
weise erreichen? Nichts anderes, als sich im kräftigsten Mannes-
alter in's Grab zu legen! Ich beschwöre Sie, diese Schrullen
aufzugeben. Eine solche Art zu leben muß den festesten Körper
siech, den ausgezeichnetsten Geist krank machen. Kommen Sie
zu mir heraus auf das Land, in acht Tagen werden Sie ein
anderer Mensch sein, gesund, frohen, frischen Muths, lebens-
fröhlich. Alle Ihre Uebel habe ich in acht Tagen vertrieben,
vorausgesetzt daß Sie mir folgen. Ich erwarte Sie also be-
stimmt nächste Woche; und sollten Sie nicht kommen, dann
komme ich und hole Sie ab.
Ihr
aufrichtiger Freund.