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schon bei Gericht hinterlegt sind, harret jetzt schon ein ganzes
Jahr hindurch der Erledigung, und vielfache mündliche Vor-
stellungen bei Hr. Fr. v. B. haben immer nur barsche Ab-
fertigungen zur Folge gehabt. Um nicht in die unangenehme
Nothwendigkeit versetzt zu sein, Beschwerde bei höherer Stelle
führen zu müssen, ersuchen wir Euer 2c. ganz gehorsamst, von
den fraglichen Akten Einsicht nehmen und die endliche rasche
Erledigung der Sache veranlassen zu wollen. In der Hoffnung,
“ Fehlbitte gethan zu haben, beharren wir in tiefster Ver-
ehrung
Euer 2c.
gehorsamste
NR.
NR.
NN.
404.
Bitte an einen Untersuchungsrichter.
Euer Wohlgeboren
werden es einem tiefbekümmerten Vater zu gut halten, wenn
er es wagt, Sie mit diesem Schreiben zu belästigen. Die meinen
Sohn betreffende Untersuchung wegen Körperverletzung des A. C.
ist in Ihren Händen, und Sie können in Ihrer Stellung dazu
beitragen, das Schicksal meines Sohnes, wenn Sie es mit
Ihrer Pflicht vereinbar finden, wenigstens zu erleichtern. Die
Gerüchte bezichtigen ihn schwer, aber Jeder, der ein solches Un—
glück hatte, ist solchen Gerüchten verfallen; wird heute der
Mächtigste gestürzt, so fallen alle die, welche bisher vor ihm
gekrochen, in schonungsloser Weise über ihn her; keine Nieder—
trächtigkeit ist denkbar, die nicht der sonst so Verehrte begangen
haben soll. Jede Sache hat ihre zwei Seiten; sie von der mil—
dern zu nehmen, ist, glaube ich, Menschen= und Christenpflicht,
und daß mein Sohn, wenn er ja die That begangen haben
sollte, nur im Zustand der höchsten, durch den Genuß geistiger
Getränke herbeigeführten Aufregung und nur, weil er von
A. C. zuvor auf eine unerhörte Weise gereizt worden, gehandelt
hat, ist eben so zweifellos an sich, als es unbestreitbar geeignet
ist, der That eine mildere Seite abzugewinnen. Euer 2c. sind.
selbst Vater, Sie können also den Schmerz des Vaterherzens
ermessen, und ich bin von Ihrer bekannten Menschenfreundlich-
keit überzeugt, daß Sie Alles zur Erleichterung des Schicksals
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