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verhält sich's mit den Zinsen dieser Papiere, welche auch in
österr. Silber ausbezahlt werden. Und der Verlust, den wir
an den Zinsen und bei der Rückzahlung auch am Kapital die—
ser Papiere erleiden, der drückt auf ihren Kurs, so daß z. B.
5prozentige Obligationen der österreich. Nordwestbahn nur auf
etwa 86 stehen; ohne diesen Umstand würden sie über Pari,
etwa auf 102 oder 103 stehen; denn da ich bei Heimzahlung
einer solchen Obligation statt 50 fl. (= 100. Mark) Kapital.
nur 82 Mk. 60 Pfg. bekomme, so würde für dieselbe ein
Kurs von etwa 82½ dem Paristand entsprechen.
Sehen wir uns uun die verschiedenen Arten von Werth-
papieren auf ihre Preiswürdigkeit etwas genauer an, und
zwar a) Staatspapiere. Die Finanzen des deutschen
Reichs und der deutschen Bundesstaaten sind in guter
Ordnung, so daß der, welcher eine Obligation derselben kauft um
die Sicherheit seiner Kapital-Anlage nicht besorgt zu sein braucht.
Freilich stehen diese Papiere demgemäß auch ziemlich hoch im
Kurs, die vierprozentigen schon über Pari. Wer einen höheren
Zins haben will, wird nach anderen Papieren greifen müssen;
aber — er sehe wohl zu, ob er den hohen Zins nicht mit der
Unsicherheit des Kapitals erkauft. — Die öster reichischen
Staatspapiere (es kommen hier vorzugsweise Goldrente, Silber-
rente und Papierrente in Betracht, d. 4l die Rente, die in Gold,
in Silber, in österreich. Papiergeld ausbezahlt wird) haben
einen erheblichen niedrigeren Kurs; es ist das die natürliche
Folge des Mißtrauens gegen die Finanzwirthschaft Oesterreichs,
welches fort und sort mit einem Defizit arbeitet, d. h. jedes
Jahr neue Schulden macht, weil die ordentlichen Einkünfte
nicht hinreichen zur Bestreitung aller Ausgaben; dazu kömmt
noch die Papiergeld-Wirthschaft in Oesterreich. Es hat dieses
Reich wiederholt Anstrengungen gemacht, sich aus seiner traurigen
Finanzlage herauszuarbeiten; allein immer, wenn es schon nahe
am Ziel stand, traten verhängnißvolle Ereignisse dazwischen,
welche es wieder zurückwarfen. Allem Anschein nach ist jetzt
der Friede auf geraume Zeit hinaus gesichert, und da ist es ja
möglich, daß bei ernstem Willen Oesterreich, welches in sich gute
Hilssauellen hat, sich endlich doch noch herausarbeitet. Das
von Oesterreich Gesagte gilt in gleichem oder eigentlich noch
höherem Maß von Ungarn. — Besser steht es mit Italien;
dieses Land, welches sich längere Zeit mit dem Papiergeld-
Zwangskurs behelfen mußte, hat — was Oesterreich noch nicht
zu Stande brachte — ihn mit einer gewaltigen Anstrengung abge-