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Beträge (z. B. 100 oder 200 Mk.) lautendem Stücke zu dem
beigesetzten Kurs gekauft wurden, der etwas höher zu sein pflegt,
als der bei dem Popier selbst notirte Kurs, weil — so sagt
man — kleine Stücke in der Regel gesuchter seien als große.
Im Grund genommen ist das Agio auf kleine Stücke eine klein-
liche Börsendieberei; bei Anlehen, von denen es kleine Stücke
enügender Zahl gibt, z. B. österreichische Silberrente, finden
sor oft ½ Prozent unter dem Kurs keine Rehmer, während
bei ungarischer Goldrente 1 Prozent darüber verlangt wird. —
Die Bezeichnung „Goldrente“ unter den österreichischen und den
ungarischen Papieren bedeutet, daß der Zins in Gold gezahlt
wird, also der Gläubiger beim Umtausch in Markwährung nicht
den Verlust hat, der bei Zahlung in Silber ihn trifft.
Der II. und III. Abschnitt des Kursblattes enthält alle
Lotterie-Anlehen sowohl von Staaten als von Städten,
Gesellschaften, Privaten; die verzinslichen sind in Prozenten
notirt, die unverzinslichen dagegen nach Stücken, d. h. die
Notirung besagt bei diesen, wie viel Mark das Stück kostete
bezw. beim Verkaufen galt. Der Zusatz „Thl. 100“ 2c. bel der
Benennung des Anlehens bedeutet, daß die einzelnen Stücke
desselben (Loose) auf 100 Thaler Kapital lauten; ob die bei
der Verloosung herausgekommenen Loose, soferne nicht ein höherer
Gewinn auf "4 fiel, nur mit dem Kapitalbetrag oder mit einem
etwas höheren Betrag zurückbezahlt werden, das ist im jeweiligen
Ziehungsplan bestimmt.
Die Eisenbahn-Prioritäten (Abschnitt IV des Kurs-
blattes werden alle nach Prozenten notirt. Die österreichisch-
ungari schen sind fast alle in österreich. Währung ausgestellt,
einige derselben aber in Mark oder Gold; an letzteren ist also
bei den Zinsen und der Kapitalsheimzahiung kein Verlust an
Silber zu erleiden, weßhalb diese höher im Kurs stehen. Die
österreichisch-französische Staatsbahn?) und die österreichische
Südbahn (Lombarden) zahlen durchweg in Gold — letztere frei-
lich bürdet dabei den Obligationsbesitzern die Steuer mit 1 1irs
per Jahrescoupon auf. Beim Kurs der österreichisch-ungarischen
Prioritäten kommt auch noch in Betracht, ob sie von der öster-
reichischen Einkommensteuer frei sind und ob die österreichische
Conponsteuer von der schuldenden Gesellschaft berichtigt oder
dem Coupon-Inhaber bei der Auszahlung abgezogen wird. Die
P) Staatsbahn heißt fie noch, weil sie es fröher war, bevor fie an
eine franzoͤsische Gesellschaft verkauft wurde.