27. Juli 191
so entgegenkommend gelautet hätte ohne Russlands versöhn-
lichen Einfluss in Belgrad, und jetzt wäre wirklich mässigender
Einfluss in Wien nötig; aber wenn Oesterreich-Ungarn die ser-
bische Antwort als wertlos beiseite lege und in Serbien ein-
marschiere, so bedeute das, dass es Serbien um jeden Preis
zerschmettern wolle, uneingedenk aller daraus entstehenden
Folgen. Man solle die Antwort Serbiens wenigstens als eine
Grundlage zu einer Besprechung und zu einer Pause be-
trachten. Ich sagte, die deutsche Regierung sollte darauf in
Wien dringen.
Ich kam auf das, was die deutsche Regierung über
den Ernst der Lage gesagt hatte,') falls der Krieg nicht lokali-
siert werden könne, und bemerkte, dass, wenn Deutschland
Oesterreich-Ungarn gegen Russland unterstütze, das deswegen
geschieht, weil Deutschland, unbekümmert um die Ursachen der
Streitfrage, die Vernichtung seines Verbündeten nicht dulden
könne. Genau so dürftenandere Gründe sich über
dem Streitfiallzwichen OÖesterreich-Ungarn
und Serbien erheben und andere Mächte
heranziehen und der Krieg würde der Gewaltigste wer-
den, den man je gekannt habe; so lange jedoch Deutschland
im Interesse des Friedens wirke, würde ich getreulich mit-
wirken. Ich widerholte, dass nach der serbischen Antwort
jetzt in Wien auf Mässigung gedrungen werden müsse.
Der englische Staatssekretär des Aeusseren, Sir Edward Grey,
an den englischen Botschafter in St. Petersburg, Sir
G. Buchanan.
Blaubuch Nr. 47.
London.
Betreffs meines heutigen Telegrammes an Sir E.Goschen.’)
Der russische Botschafter teilte mir mit, dass in deutschen
und Österreichischen Kreisen die Meinung vorherrsche, wir
würden in iedem Falle unbeteiligt bleiben. Seine Exzellenz
bedauerte den Eindruck, den eine solche Meinung hervor-
rufen müsse.
Dieser Eindruck müsse, wieich betonte,
durch unsern Befehl an (die erste Flotten-
division, welche gerade in Portland vereinigt sei, nicht
Bib. Nr. 46. ') In der Demarche beim Dreiverbande vom 24. Juli.
Bib. Nr. 47. ') Blb. Nr. 37, Konferenzvorschlag.
Grey stelltEug-
lands Teilnah-
me am Kriege
in Aussicht.
Grey weist den
russischenV or-
wurf zurück,
England zeigte
nicht klar ge
nus seine Ab-
sicht auf Russ-
lands Seite mit-
zukämpfen.