256 30. Juli
30. JULI
Der belgische Geschäftsträger in St. Petersburg, de l’Escaille,
an den belgischen Minister des Aeusseren, Davignon.
Neuausgabe des Weissbuches, Abschnitt 4.')
Der belgische St.Petersburg.
träger in St. Der gestrige und vorgestrige Tag vergingen in der Er-
ae Dantsch. wartung von Ereignissen, die der Kriegserklärung Oester-
lands Krie _ reich-Ungarns an Serbien folgen mussten. Die widersprechend-
sen in St. Pe- sten Nachrichten wurden verbreitet, ohne dass es möglich ge-
tersburg. wesen wäre, bezüglich der Absichten der Kaiserlichen (Russi-
schen) Regierung Wahres von Falschem genau zu unterschei-
den. Unbestreitbar bleibt nur, dass Deutsch-
landsichhierebenso wiein Wienbemühthat,
irgend ein Mittel zu finden, um einen allge-
meinen Konflikt zuvermeiden, dass es dabei aber
einerseits auf die feste Entschlossenheit des Wiener Kabinetts
Neuausg. d. Wb. Abschn. 4. !) Dieser Brief gelangte nicht in
die Hände des Adressaten. Die «Nordd. Allgem. Zeitung>, die ihn
am 12. September 1914 zuerst veröffentlichte, one dass seitdem seine
Authentizität je angezweifelt wurde, berichtete über die Auffindung
dieses bedeutsamen Dokumentes folgendermassen:
«Am 31. Juli d. J. wurde in Berlin ein Brief mit folgender
Adresse zur Post gegeben: Madame Costermans, 107 Rue Froissard,
Bruxelles, Belgique. Da bekanntlich am gleichen Tage das Reichsge-
biet in Kriegszustand erklärt wurde und damit die Bestellung von
Privatbriefen nach dem Auslande aufhörte, ist der Brief mit dem
postalischen Vermerk < Zurück wegen Kriegszustand» dem Aufgabe-
postamt wieder zugestellt worden. Der Brief blieb dort liegen und
wurde nach Ablauf der vorgeschriebenen Frist durch die Kaiserliche
Oberpostdirektion in Berlin zur Ermittlung des Absenders amtlich
geöffnet. In dem äusseren Briefumschlag befand sich ein zweiter mit
der Adresse: «Son Excellence Monsieur Davignon, Ministre des Af-
faires Etrangeres.» Da auch auf diesem Umschlage der Absender nicht
angegeben war, wurde er ebenfalls geöffnet. Es fand sich in ihm ein