Full text: Das Regenbogen-Buch - Die europäischen Kriegsverhandlungen.

l. August 339 
  
  
den gerade telegraphisch und telephonisch 
abgehalten, diefranzösische Grenze zuüber- 
schreiten. 
gez. Wilhelm. 
Der deutsche Reichskanzler, von Bethmann Hollweg, an den 
deutschen Botschafter in London, Fürst Lichnowsky. 
Neuausgabe des Weissbuches, Abschnitt 5. VII. 
Berlin. 
Deutschland ist bereit, auf den engli- 
schen Vorschlageinzugehen, falls sich England mit 
seiner Streitmacht für die unbedingte Neutralität Frankreichs 
im deutsch-russischen Konflikt verbürgt. Die deutsche Mobil- 
machung ist heute auf Grund der russischen Herausforderung 
erfolgt, bevor die englischen Vorschläge hier eintraien. Infolge- 
dessen ist auch unser Aufmarsch an der französischen Grenze 
nicht mehr zu ändern. Wir verbürgenunsaber da- 
für,dassdieiranzösische Grenzebis Montag 
den 3 August, abends 7 Uhr, durch unsere 
Truppen nicht überschritten wird, falls bis 
dahin die Zusage Englandserfolgtist. 
gez. BethmannfhHollwesg. 
Der König von England an den Deutschen Kaiser. 
Neuausgabe des Weissbuches, Abschnitt 5. VIII. 
In Beanwortung Deines Telegramms, das soeben ein- 
gegangen ist, glaube Ich, dass ein Missverständnis 
bezüglich einer Anregung vorliegen muss, 
  
Wichtigkeit, dass Deutschland diese Gewissheit hatte, ehe es sein 
Ultimatum an Belgien richtete. Glaubte Deutschland in einem deutsch- 
französischen Krieg unbedingt des Durchmarsches durch Belgien zu 
bedürfen, um wieviel dringender musste ihm diese Notwendigkeit er- 
scheinen, wenn es unbedingt mit einem gleichzeitigen Krieg gegen 
England zu rechnen hatte. Als Deutschland den Einmarsch in Belgien 
vornahm und im Reichstag kundgab, wusste es, dass England auf 
Seite Russlands und Frankreichs kämpfen würde; es konnte offiziell 
aber natürlich nicht diese Tatsache erwähnen. Es konnte daher das 
wichtigste Argument für diesen Einmarsch, den Krieg mit England, 
nicht nennen, um England nicht im Geringsten zu provozieren. Das 
tut aber dieser grundlegenden Tatsache keinen Abbruch, dass Deutsch- 
land die belgische Frage zuerst im Zusammenhang mit der englischen 
Frage erwähnte (Blib. Nr. 85), dass es die Wahrung der belgischen 
Neutralität gewährleisten wollte, falls England neutral bliebe und dass 
es erst sein Ultimatum an Belgien stellte, als England unzweideutig 
seinen Entschluss, Deutschland zu bekriegen, kund getan hatte. 
Deutschland 
nimmt den 
englischen 
Vorschlag an: 
Es will keinen 
Krieg mit 
Frankreich. 
England 
schützt ein 
Missverständ- 
nis vor.
	        
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