1. Juli 63
1. JULI
Der österreichisch-ungarische Generalkonsul in Uesküb, Jeh-
litschka, an den österreichisch-ungarischen Minister des
Aeusseren, Graf Berchtold.
Rotbuhc 5.
Uesküb.
LI. -
Als sich in den Abendstunden die Nachricht von der ent-
setzlichen Schandtat, deren Schauplatz Serajewo gewesen
war, verbreitete, bemächtigte sich der fanatisierten Menge
eine Stimmung, welche ich nach den zahlreichen Beifalls-
äusserungen, welche mir von meinen absolut zuverlässigen
Gewährsmännern gemeldet werden, nicht anders als un-
menschlich bezeichnen kann.
Angesichts dieser Haltung der Bevölkerung, welche in
gleicher Weise auch in Uesküb zu Tage trat, fallen alle Ver-
suche der serbischen Presse, die moralische Verantwortung
für die Tat, welche von einer repräsentativen Versammlung
mit solch unverhohlener Genugtuung aufgenommen wird, von
Serbien abzuschütteln, in ein erbärmliches Nichts zusammen.
Der serbische Ministerpräsident und Minister des ÄAeusseren,
Paschitch, an alle serbischen Gesandtschaften.
Serbisches Blaubuch 8.
Die serbische Regierung war stets wachsam und seit den
letzten Ereignissen wird sie doppelt wachsam sein, was anar-
1
Rb. Nr. 3. ') Bericht über das Fest des 525. Gedenktages für die
Schlacht auf dem Amselfelde vom 28. Juni und der damit verbundenen
grosserbischen Agitation in Oesterreich-Ungarn.
Serb. Bib. Nr. 8. ') Inhaltlich gleichbedeutend mit dem Tele-
gramm Nr. 5 des serb. Blb. Paschitch protestiert gegen die Annahme,
dass Serbien an dem Attentat mitschuldig sei.
Die moralische
Verantwor-
tung für die
Mordtäat von
Serajewo.
Paschitch pro-
testiert gegen
die antiserbi-
sche Kam-
pagne.