Full text: Das Buch von unsern Kolonien.

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Kapitalbildungs= und trübseligen Bankverhältnissen des Inlandes völlig 
unabhängig erhielt. Hamburgs Schiffsverkehr stieg von ½ Million 
Registertonnen im Jahre 1851 auf 6,7 Millionen im Jahre 1897, die 
Anzahl seiner Dampfschiffe von 42 auf 345 im Jahre 1896, wovon 
etwa 30 auf englische Dampferkompagnien entfielen. Ahnlich entwickelte 
sich der Norddeutsche Lloyd. Die hanseatischen Firmen Woermann, 
Jantzen und Thormählen, O'Swald und Hansing, Hernsheim, Godeffroy 
erwuchsen zu Weltmächten mit einem Interessenkreise, der die Häfen aller 
Ozeane umfaßte. Und man rechnete schon damals, daß in überseeischen 
Ländern über 1½ Milliarden Mark deutschen Kapitals angelegt oder 
durch unsern Fleiß entstanden waren, davon 100 Millionen allein in 
Afrika. Alle diese Werte und Interessen standen auf dem Spiele, wenn 
sich ihnen der politische Schutz versagte. 
Da war es denn allerdings kaum noch ruhig zu ertragen, daß 
überall, wo deutsche Unternehmung sich Absatz erschloß und Faktoreien 
gründete, die Engländer sofort ihre Flagge heißten und die betreffenden 
Gebiete für die englische Krone in Beschlag nahmen. 
Ein solcher Fall ereignete sich im Jahre 1874 auf den Fidschi-Inseln, 
wo dann alle deutschen Rechte für erloschen erklärt wurden, und es kaum 
gelang, den Betroffenen eine Entschädigung auszuwirken. 
Der Altreichskanzler Fürst Bismarck hat zweifellos dieser beschämenden 
Sitnation das größte Verständnis entgegengebracht. Er verschaffte dem 
Reich im Jahre 1979 die Häfen von Saluafata, Jaluit und Mioko als 
Kohlenstationen in der Südsee und war 1880 sogar bereit, der in Be- 
drängnis geratenen Hamburger Firma Godeffroy durch eine Zinsgarantie 
des Reichs ihren Besitz auf den Inseln der Salomogruppe zu sichern. 
Aber der Reichstag erwies sich als rückständig. Leute wie Bamberger 
stellten sich der Triebkraft des Volkes feindselig entgegen, und die be- 
treffende Vorlage wurde, wenn auch nur mit geringer Majorität, abgelehnt. 
Das deutsche Volk brauchte Zeit, um sich zu besinnen, und es be- 
durfte Hunderter von Broschüren, um es aus seinem binnenländischen 
Schlafe aufzurütteln. Leute von Gewicht, der Bizeadmiral Livonius, 
der Missionsdirektor Fabri erhoben ihre Stimme, und besonders machte 
sich die Kolonialgesellschaft um diese Weckarbeit verdient. Sie entstand 
aus der Verschmelzung des 1882 gegründeten Kolonialvereins und der 
1884 gegründeten Gesellschaft für deutsche Kolonisation. Sie zählt zur- 
zeit 322 Zweigvereine in allen Gauen Deutschlands. Auch Antwerpen,
	        
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