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fünf Abteilungen. Vor den Häusern der Häuptlinge befinden sich ge-
pflasterte Plätze für die Feste und Tänze.
So ursprünglich uns die Zustände auf den Inseln auch erscheinen,
so haben doch auch diese schon ihr Altertum. Auf mehreren Inseln
werden die Besucher durch das Vorhandensein gewaltiger uralter Stein-
bauten überrascht. Die bekanntesten sind die auf Ponape, „die
Ruinen von Naumatal“, wo sie, in Vierecken aufgeführt, einen Raum
von über 40 Hektar bedecken. Nach Kubary dienten sie einstmals
Wohnungen, die über das Wasser hinausragten, als Fundament. Ein
anderer Basalthaufen, der aus Blöcken von fast 4000 kg Gewicht auf-
gebaut ist, war die Gruft eines Häuptlings, in der man Menschenknochen,
Steinäxte und Schmucksachen gefunden hat. Mit welchen Mitteln die
Insulaner Blöcke von so ungeheuerm Gewicht zehn Meter hoch zu heben
vermochten, ist uns unerklärlich. Vielleicht sind diese vulkanischen Inseln
Reste eines versunkenen Kontinents. Jedenfalls haben wir künftig von
der „Archäologie unserer Südsee-Inseln“ noch manche interessante Auf-
klärung zu erwarten. So weist Paul Sarasin in der „Zeitschrift für
Ethnologie“ auf die Übereinstimmung der Bauelemente des dorischen
Tempels und der Pfahlbauten hin, die in der Südsee noch üblich sind,
und W. Hentschel leitet sogar die europäischen Rassen von den Maoris
auf Neuseeland und den Malayen ab.
Die Eingeborenen sind gutartig, aber zeremoniös. Ihre Kriege
verlaufen meist unblutig; schon ein Toter entscheidet den Ausgang.
Man rühmt ihre Dankbarkeit und Gastfreundschaft, die sich nach der
noch zu erwähnenden Katastrophe vom April 1906 allerdings nicht be-
währte. Ohne deutsche Hilfe wären deren Folgen unübersehbar schreck-
lich gewesen. Bis vor kurzem waren sie noch arge Kannibalen. Die
Priester liefen zuzeiten nach langem Fasten und Beten „amuck“. Dann
töteten sie jeden, den sie antrafen. Das währte drei Tage, worauf die
Leichen gesammelt und rituell auf den heiligen Waldstätten verzehrt
wurden. Dieselben Leute sieht man jetzt, wie Stephenson erzählt, in
europäischer Kleidung den Dandy spielen und den Erlös der Waren in
europäische Luxusgegenstände umwandeln. Die Bewohner der Palaus
gelten für hinterlistig und habgierig.
Die Kähne dieser Insulaner, aus dem Holz des Brotfruchtbaumes
als Katamaran gebaut, sind zu weiten Seereisen tauglich. Sie dienen dem
Fischfang, der mit der Schleppangel, mit Reuse und Netz betrieben wird.
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