Full text: Das Buch von unsern Kolonien.

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Eines Tages lief ein englisches Kanonenboot Oba an, und Caffin 
glaubte jetzt die Zeit gekommen, um mit Holi abzurechnen. Aber 
der englische Kommandant interessierte sich für den Tod eines Amerikaners 
nicht. Er machte wohl dem Häuptling Holi Vorwürfe wegen der Tötung 
des Weißen; aber er ließ sich begütigen, als Holi ihm zwanzig fette 
Schweine für die Mannschaft des Kanonenbootes schenkte. Der. Kom- 
mandant schlug Caffin vor, die Insel zu verlassen, da sein Leben nicht 
einen Tag sicher wäre. Caffin blieb aber auf seinem Platze; denn er 
behauptete, er habe den Tod seines Genossen zu rächen. Ungefähr ein 
halbes Jahr nach der Anwesenheit des englischen Kanonenbootes kam 
unser Gewährsmann mit einem Segelboot, das mit bewaffneten Ein- 
geborenen besetzt war, auch nach Oba und wollte hier landen, um 
Lebensmittel einzukaufen. Als sich der Segelkutter der Küste näherte, 
bekam er derartig Feuer aus Gewehren, daß sich der Kommandant 
des Kutters, ein englischer Regierungsbeamter aus Australien, mit 
seinem Fahrzeug in eine Bucht flüchtete. Zufälligerweise war dies die 
Bucht, an der die Ansiedlung der beiden Amerikaner lag. Caffin 
freute sich, nach Monaten wieder einmal einen Weißen zu sehen und 
englisch sprechen zu können. Er orientierte den Engländer über alle 
Verhältnisse und teilte ihm auch mit, daß in wenigen Stunden wieder 
einmal ein Krieg zwischen Holi und Lui ausbrechen würde, weil Holi 
vor einigen Tagen wieder einen Mann vom Stamme Lutis erschlagen 
hatte, um ihn aufzufressen. 
Ich bewunderte, schreibt der englische Gewährsmann, den Mut 
Caffins, der hier seit zwei Jahren in beständiger Todesgefahr lebte, und 
fragte, ob er mit zu Holi gehen würde, da ich die Absicht hätte, den alten 
Schuft, dessen Leute auf mich geschossen hatten, zur Rede zu stellen. 
„Das Dorf, in welchem Holi wohnt, ist kaum tausend Schritt von 
hier entfernt 2, sagte Caffin. „Ich darf mich aber dort nicht zeigen, weil 
ich zu Lui halte. Mein Diener Sambo hat mir gesagt, daß Holi den 
Zaun, der sein Dorf umgibt, heute früh weiß anstreichen ließ, zum Zeichen, 
daß die Einwohner des Dorfes bereit sind, bis zum letzten Blutstropfen 
zu fechten. Ich möchte Ihnen abraten, den Schuft Holi aufzusuchen, Sie 
begeben sich in höchste Gefahr.“ 
„Ich will von dem Kerl Auskunft haben, weshalb er ohne alle Ver- 
anlassung auf mich schießen ließ. Mein Diener Rango ist ein Hebriden- 
Insulaner und wird mir als Dolmetscher dienen. Gerade weil in wenigen 
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