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chinesischer Weise sehr unsolide aus Lehm aufgeschichteten Taku-Forts, der
Stolz Chinas, trugen jetzt die Flaggen aller Nationen statt des drei—
eckigen, gelben Drachenbanners. Auch hier hatte es geheißen: Germans
to the front! Unser Kapitän zur See, Pohl, hatte die Sturmkolonne
der Landungsreservekorps zum Siege geführt. Nachdem die Kanonen—
boote am 17. morgens die Geschütze der Forts zum Schweigen gebracht
hatten, stürmten die vereinigten Reservelandungskorps, 300 Japaner,
150 Russen, 200 Deutsche und 300 Briten, unter Pohls Führung und
Vortritt das Nordwestfort, das hartnäckig verteidigt wurde. Die übrigen
Forts wurden verlassen gefunden. Die Deutschen verloren den Leutnant
Friedrich und 8 Mann nebst 11 Schwer= und 18 Leichtverwundeten.
Die weiter nördlich gelegenen Peitang-Forts, welche den mächtigen
Schienenweg nach Niutschwang decken, wurden dann am 19. September
von den Russen unter General von Stackelberg mit deutscher Hilfe ge-
nommen. Hier räumte General Li sehr bald das Feld.
Anfang August erfolgte der Abmarsch des 20000 Mann starken
Expeditionskorps von Taku unter dem russischen General Linewitsch, das
bereits am 5. bei Peitsang in blutiger Schlacht mit den Chinesen sich
messen mußte. Der Sieg war so vollständig, daß nun dem Marsch nach
Peking nichts mehr im Wege zu stehen schien. Es begann ein förmliches
internationales Wettrennen der verbrüderten Truppen, wie es die Welt
noch nie zuvor erlebt hatte.
Die Befreiung.
Kehren wir nun zu den Bedrängten in Peking zurück. Der Gang
der Ereignisse, das Niederbrechen des Widerstandes der eigenen Truppen
trotz ihrer Ausrüstung mit dem Besten an Kriegsmaterial, was durch
Geld sich beschaffen ließ, der Verlust so vieler Forts, Geschütze, Munition
und Vorräte, der sie schon in diesem Vorspiel zu einem wirklichen Kriege
betroffen, hatte die zuversichtlichen Leute im Tsungli-amen zu Peking
denn doch stutzig gemacht.
Bald setzten sie alles daran, um ihren grausamen Zweck zu erreichen,
und bald fingen sie an, gelindere Saiten aufzuziehen. Die Belagerten
hatten vergeblich ihre geheimen Boten ausgesandt. Keiner kam zurück.
Sie erfuhren nur, daß die kaiserlichen Truppen die Stadt verlassen
hätten, und daß sie ganz der Gnade der Boxer unter Tung-Fu-Changs