Full text: Das Buch von unsern Kolonien.

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Inzwischen sind infolge des Krieges die Häfen Swakopmund und Lüderitz- 
bucht ins Kraut geschossen. Von den Schutztruppen haben sich über 1000 
zur Ansiedelung bereit erklärt. Und neues Leben blüht aus den Ruinen! 
Nach dem Bericht 1906 zählte die weiße Bevölkerung 6366 Köpfe, 
davon 717 Frauen und 807 Kinder, und diese verteilte sich auf die ein- 
zelnen Bezirke in folgender Weise: Omaruru 273, Lüderitzbucht 433, 
Gobabis 35, Swakopmund 1819, Windhuk 1918, Outjo 73, Gibeon 270, 
Grootfontein und Karibib 694, Keetmannshoop 851. In Kriegszeiten 
kann eine solche Statistik keinen Anspruch auf unbedingte Vollständigkeit 
machen. Am stabilsten erscheint der Bezirk von Windhuk nebst dem von 
Keetmannshoop, welches letztere als Hauptstadt des Südens betrachtet 
werden kann. Die frühere Statistik wies ein Drittel Nichtdeutsche auf, 
nämlich 850 Buren, 128 Engländer, 186 Kapländer, und ferner eine 
Anzahl Schweden, Russen, Amerikaner und Schweizer. 
In Windhuk befindet sich ein imposantes Fort und eine Reihe 
großer Geschäfte in massiven Gebäuden. Die Eingeborenen, Berg- 
Damara, Hottentotten und Mischlinge, wohnen in Pontoks, Hartebeest- 
häusern aus Kies und Lehm mit Schilfdächern. 
Otjikonho, auch Großbarmen, einwärts von Swakopmund erfreut 
sich eines massiven Stationsgebäudes. Die Rheinische Missionsgesell- 
schaft ist dort schon seit 1884 tätig. Die Schwefelquellen dieses Ortes 
werden sehr gerühmt. Hier gedeiht die Dattelpalme. Früher war 
hier der Schauplatz heftiger Kämpfe zwischen den Nama-Hottentotten 
und den Hereros. 
Die Hottentotten sind ein sehr erregbares Völkchen, leichtgläubig, leicht 
enttäuscht und dann rachsüchtig und hochmütig. Obwohl die Bibel durch 
unsern Landsmann Krönlein in ihre eigenartige, durch Klicks oder Schnalz- 
laute bereicherte und schwer zu erlernende Sprache übersetzt ist, haftet 
das Christentum bei ihnen nicht so fest wie bei den Hereros. Aber sie 
sind trotzdem, wie ihre Kriegführung bewies, die bei weitem intelligenteren. 
Die Erbfehde beider Stämme hat eine eigentümliche Ursache. Sie dreht 
sich um die Eroberung desselben Gebiets, um das auch wir so viel kost- 
bares Blut einsetzen mußten. Es kann deshalb nicht so schlecht sein wie 
der Ruf, den die Kolonialfeinde ihm bereiten, wenn es auch kein Schla- 
raffenland ist. 
Die Hereros sind stattliche Menschen, ein sogenanntes „Herrenvolk“, 
schwerfällig, aber verschlagen. Milch ist ihre Hauptnahrung. Sie lassen
	        
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