Full text: Fürst Bismarck und der Bundesrat. Dritter Band. Der Bundesrat des Deutschen Reichs (1873-1878). (3)

II. Abschnitt. 
Die neuen Bevollmächtigten zum Bundesrat. 
1. Preußen. 
Geheimer Ober-Finanzrat Scheelel) 
(geboren 16. Dezember 1813, gestorben 25. November 1891). 
Man bringt die Vertiefung des Fürsten Bismarck in die wirtschaftlichen 
Fragen gewöhnlich mit der 1878 beginnenden Reform des Zolltarifs in Ver- 
bindung; dabei übersieht man aber ganz, daß sich Bismarck schon lange vorher 
auf das eingehendste mit einem anderen wirtschaftlichen Problem beschäftigt hatte, 
mit der besseren Organisation des Eisenbahnwesens in Preußen, im Nord- 
deutschen Bunde und im Reiche. 
Der Anstoß zur Beschäftigung mit dieser Materie lag in der fehlerhaften 
Eisenbahnpolitik unter dem preußischen Handelsminister Grafen Itzenplitz. Bis- 
marck durchschaute von Anfang an die Fehler, welche unter diesem Minister 
in Bezug auf die staatliche Behandlung der Eisenbahnfrage gemacht wurden. 
Wenn er, solange Itzenplitz im Amt war, seinem Dissense in einzelnen Fällen 
einen stärkeren Ausdruck als den abweichender Voten nicht gab, so geschah dies 
nur, weil er die unter schwierigen Verhältnissen geschaffene und unter wechselnden 
politischen Eindrücken befestigte politische Solidarität des Staatsministeriums 
wegen solcher Fragen, die eine allgemein politische Bedeutung nicht hatten, nicht 
gefährden wollte. 
Besonders mangelhaft war in den Augen Bismarcks die Art und Weise, 
wie die Aufsicht der nicht im staatlichen Betrieb befindlichen Eisenbahnen ge- 
1) Friedrich Wilhelm Alexander v. Scheele, geboren zu Magdeburg. 26. Sept. 1831 
Abiturientenexramen, 30. Juli 1835 Referendarexamen, 25. Nov. 1837 Assessorexamen, 
ging 1839 aus der Justiz in die Steuer über (Stempelfiskal in Münster), wurde 1845 
Regierungsrat, 1853 Ober-Regierungsrat, 1854 Geheimer Finanzrat, 1859 Geheimer 
Ober-Finanzrat, 25. Aug. 1869 Abschied. Eintritt in die Diskontogesellschaft. 30. Juli 
1873 Präsident des Reichs-Eisenbahn-Amts, 29. Juni 1874 Abschied; geadelt 19. De- 
zember 1883.
	        
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