Full text: Fürst Bismarck und der Bundesrat. Dritter Band. Der Bundesrat des Deutschen Reichs (1873-1878). (3)

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Gasteiner Verhandlungen) zurückzuführen.) Um darüber zu erkranken, oder 
auch nur sich zu erschrecken und aufzuregen, hatte er politisch zu feste Nerven 
und wußte zu gut, daß in der Politik Stürme wie Wechsel unvermeidlich sind. 
Durchaus richtig ist jedoch, daß der verhältnismäßig frühe Tod Bülows auf 
die ungemeine Gewissenhaftigkeit zurückzuführen ist, mit der er die Geschäfte 
leitete. « 
Am 6. Oktober 1879 begaben sich Fürst Bismarck und Gemahlin an das 
Krankenlager v. Bülows nach Potsdam. Der Trauerfeier für den am 20. Ok— 
tober 1879 verstorbenen Minister 2) wohnte Graf Herbert Bismarck als Vertreter 
seines Vaters bei. An die Witwe erging seitens des Fürsten aus Varzin ein 
in warmen Worten abgefaßtes Beileidstelegramm. 
In der Sitzung des Reichstags vom 15. Dezember 1884 bemerkte Bis- 
marck: „Der Staatssekretär v. Bülow war ein sehr arbeitsfähiger und arbeits- 
lustiger Mann und ging mit dem ihm eigenen Eifer an die Geschäfte; er konnte 
dieselben aber doch auch nicht allein bestreiten, sondern war in kurzer Zeit schon 
genötigt, sich einen Amanuensis in der Person des Herrn v. Radowitz zur 
Seite zu stellen. Ungeachtet dieser Beihülfe ist Herr v. Bülow der Last seiner 
Geschäfte erlegen. Fragen Sie jeden Arzt, der ihn behandelt hat: er ist zu 
Schanden gearbeitet worden und ist schließlich in seinem amtlichen Sessel, sozu- 
sagen unter Feuer, geblieben. Er war erheblich jünger als ich, ein arbeits- 
kräftiger, rüstiger Mann; er hat die Sache auf die Dauer nicht durchführen 
können.“ 
Bülows Beziehungen zu Bismarck waren stets die freundschaftlichsten und 
vom Tage ihrer Bekanntschaft an in Frankfurt a. M. bis zum Tode Bülows 
persönlich und von Haus zu Haus nie getrübt. 
Die „Post“ brachte hierüber einen auch in der „Norddeutschen Allgemeinen 
Zeitung“ reproduzirten Artikel, in dem ausgeführt war: „Wir können mit 
Genugthuung konstatiren, daß die deutsche Publizistik, ohne Unterschied der 
Parteistellung, für den dem Vaterlande zu früh entrissenen Minister v. Bülow 
nur Worte der Anerkennung, der Hochachtung und Sympathie gehabt hat. 
Alle einheimischen Blätter haben mit gleicher Wärme wie der humanen Ge- 
sinnungen des Verewigten, so auch der großen Verdienste gedacht, welche sich 
derselbe in seiner amtlichen Wirksamkeit um Kaiser und Reich erworben hat, 
und die ihm das dauerndste Andenken sichern. Auch in der ausländischen, 
1) „Ein zweiter Graf Brandenburg,“ soll Bismarck gesagt haben, als er die Nachricht 
von dem Tode seines ihm nahestehenden Amtsgenossen erhielt. Vgl. über diesen Ausspruch 
Bismarcks die „Post“ 1880 Nr. 72, die „Vossische Ztg.“ Nr. 72 v. 13. 3. 80, und über 
Bülows Stellung zu Bismarck die „Post“ 1879 Nr. 291, 313 und 321 (Nekrolog). 
2) Beschreibung derselben in der „Nordd. Allg. Ztg.“ Nr. 459 v. 25. 10. 79. Unter 
den Blumengaben befand sich ein kostbarer, aus Lorbeerblättern und Blüten gewundener 
Kranz der Fürstin Bismarck.
	        
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