Full text: Fürst Bismarck und der Bundesrat. Dritter Band. Der Bundesrat des Deutschen Reichs (1873-1878). (3)

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Rücktritt des Handelsministers v. Holzbrink, nach dem Wunsche des Herrn von 
der Heydt ins Ministerium eintreten, er hatte jedoch keine Neigung dazu, 
weil ihm die Regierung zu schwach und ohne rechten Halt erschien. Als aber 
Bismarck ins Ministerium eingetreten war, leistete er dem Rufe, der nach 
einiger Zeit an ihn erging, bereitwillig Folge. Er hatte von vornherein eine 
große Meinung von Bismarck, und diese steigerte sich mehr und mehr zu rück— 
haltloser Bewunderung und zu einer Verehrung, welche seiner kritischen Natur 
sonst fern lag. 
Wie er seine Aufgabe im Ministerium Bismarck aufgefaßt, das hat er 
selbst später dargelegt. In einer seiner merkwürdigsten Reden bei den Ver— 
handlungen vom Herbst 1866 besprach er den Zusammenhang der auswärtigen 
und der inneren Politik unter dem damaligen Ministerium mit folgenden Worten: 
„Man mußte voraussehen, in die schwierigsten äußeren Verhältnisse hinein- 
zukommen, die ganzen Kräfte des Staates anspannen zu müssen mit einer 
Opposition, wie sie der preußische Staat in seinem Parlamente bis dahin nicht 
erlebt hat, und trotz derselben. Und weil wir uns auf solche Momente vor— 
bereiten mußten, kam es darauf an, in jeder Verwaltung, in jedem Departement 
die ganze Gewalt anzuwenden, die das Gesetz und die Stellung dem Mini— 
sterium in die Hand gab. Und dieses Gefühl begründete recht eigentlich die 
Solidarität des Ministeriums, dieses Gefühl erzeugte recht eigentlich der Präsi— 
dent desselben, der uns stets und stets aufforderte, ihn nicht in den einzelnen 
Departements im Stiche zu lassen, sondern die Kraft anzuspannen, um für 
den Moment wirksam zu sein, den er vorauskommen sah, und der wirklich 
hinterher eingetreten ist.“ 
In diesem Sinne hat Graf Eulenburg während der Konfliktszeit mit 
Konsequenz und Entschiedenheit gewirkt. 1) Insbesondere sorgte er für die Ver- 
1) „Er war — so beißt es in einem Nachrufe bei seinem Rücktritte — in der 
Konfliktszeit das eigentliche Partei-Organ im Ministerium. Ihm fiel gerade die Aufgabe 
zu, die zur Niederhaltung der Opposition nötigen Maßregeln zu treffen und in seinen 
Reden den Dolmetscher der Parteistellung der Regierung zu spielen.“ In einem für das 
„Daheim“ unterm 4. Juli 1876 geschriebenen Artikel bemerkt Dr. Robolsky über Eulen- 
burgs parlamentarisches Auftreten: „Wie er immer so wohlig und selbstzufrieden in das 
parlamentarische Getreibe hineinschaut und hineinredet! Andere Räte der Krone sind oft 
verstimmt, gereizt; Graf Eulenburg hat den schönen Gleichmut der Seele, den die 
Pbilosophen rühmen. Wenn Bismarck beißend wird, ist er erregt. Er greift dann zu 
jeder Waffe, auch zum Spotte. Graf Eulenburg hat viel mehr Neigung zur Ironie. Er 
drückt den Glauben an seine Sache durch diplomatischen Aplomb, durch ruhige Kraft und 
Klarheit der Rede, durch einen gemessenen Aufwand von Mimik und Gestikulation aus, 
den er auch jeder vulkanischen Eruption seiner Gegner gegenüber bewahrt. Man hört ihn 
ganz gern sprechen, den Minister des Innern, wenn er mit seiner feinen, vornkhmen Stimme, 
die aber eine stets gleich ausgiebige Stärke bewahrt, die Widersacher abtrumpft. Es ge- 
schieht das immer mit einer gewissen Eleganz, wie die Preußen, nach seinem Ausdruck, 
einst die Dänen besiegten.“
	        
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