Full text: Fürst Bismarck und der Bundesrat. Dritter Band. Der Bundesrat des Deutschen Reichs (1873-1878). (3)

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seiner Entlassung aus dem Dienste für das Portefeuille der Finanzen in Aus- 
sicht genommen hatte. 
Minister für Handel, Gewerbe und öffentliche Arbeiten 
Dr. Achenbacht) 
(geboren 22. November 1829). 
Auf Achenbach war Bismarck aufmerksam geworden durch die Eleganz 
und Sachkunde, mit welcher derselbe, damals noch Geheimer Ober-Bergrat, als 
Kommissar des Bundesrats das im Reichstag eingebrachte Haftpflichtgesetz ver- 
teidigte, an dessen Vorarbeiten er gleichfalls hervorragend beteiligt war. 1871 
sehen wir ihn als Geheimen Ober-Bergrat und Kommissar einer von Bismarck 
veranlaßten Enquete, betreffend Maßregeln zur Begegnung der sozialistischen 
Arbeiterbewegung, teilnehmen. 
Als Minister machte Achenbach dem Fürsten Bismarck2) in der handels- 
politischen Schwenkung keine Hindernisse. Mit Camphausen hatte auch er die 
Wendung in der Handelspolitik, wie sie in der Vorlage wegen der Aus- 
gleichungsabgaben ihren Ausdruck fand, mitgemacht. Seine Verteidigungsweise 
bewegte sich in derselben Linie wie die des Finanzministers. Mit Aufwand 
aller Dialektik und Beredsamkeit versicherte er, daß eine Aenderung in unserer 
Zollpolitik nicht eingetreten sei, daß die Regierung an der Aufhebung der Eisen- 
zölle festhalte, als Korrelat aber die Ermächtigung brauche, da, wo die deutsche 
Industrie mit Recht Beschwerden über die Zolleinrichtungen anderer Länder 
geltend zu machen hat, innerhalb ihres Machtkreises energisch dahin zu wirken, 
daß diese Beschwerden beseitigt werden. 
Die Verteidigung der Vorlage war von seiten Achenbachs in einer Weise 
erfolgt, daß Bismarck hoffen durfte, derselbe würde ihm im Falle eines nach- 
gewiesenen Bedürfnisses noch weiter auf der schutzzöllnerischen Bahn folgen. 
Was ihn zum Fallen brachte, war seine Eisenbahnpolitik, die sich mit der- 
jenigen Bismarcks nicht deckte. 
Ein Gesetz, welches das Eisenbahnkonzessionswesen in Preußen regeln 
sollte, lag Bismarck sehr am Herzen. Achenbach ließ es sich ruhig gefallen, 
  
  
1) Dr. jur. Heinrich v. Achenbach, geboren zu Saarbrücken, evangelisch. Studium in 
Berlin und Bonn. Nach den drei juristischen Staatsprüfungen und praktischer Thätigkeit 
in Siegen 1858 Privatdozent für deutsches Recht in Bonn, später Professor und Ober- 
Bergrat beim Ober-Bergamt daselbst, Anfangs 1866 vortragender Rat im Handelsministerium, 
1871 vortragender Rat im Reichskanzler-Amt, 1872 Unterstaatssekretär im Kultusministerium, 
13. Mai 1873—1878 Minister für Handel, Gewerbe und öffentliche Arbeiten, seit 15. Febr. 
1879 Oberpräsident der Provinz Brandenburg. Achenbach ist Verfasser verschiedener deutsch- 
rechtlicher Schriften, Darstellung des französischen sowie des deutschen Bergrechts, ehedem 
Mitherausgeber der „Zeitschrift für Bergrecht“. Seit 1866 Mitglied des Abgeordneten- 
hauses und Mitbegründer der freikonservativen Partei, 1874 Mitglied des Reichstags. 
2) Am 10. Oktober 1874 besuchte Achenbach Bismarck in Varzin.
	        
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