Full text: Fürst Bismarck und der Bundesrat. Dritter Band. Der Bundesrat des Deutschen Reichs (1873-1878). (3)

— 240 — 
Die Unterzeichneten haben das feste Vertrauen, daß innerhalb der ihm 
zustehenden Kompetenz unser Herr Minister auf das kräftigste für den erbetenen 
Einfluß einstehen und thätig sein wird. Die Unterzeichneten haben aber auch 
den Umstand ihres Beisammenseins und ihres einmütigen Einverständnisses über 
eine für die Stellung der Landwirtschaft im staatlichen Leben so hochwichtige 
Frage nicht unbenutzt lassen wollen, um auch Eurer Durchlaucht sich zu nähern, 
dessen mächtiger, weitreichender Einfluß auf die Gestaltung unserer deutschen 
Zollpolitik, sowie das der Landwirtschaft in verschiedenen, dankbar begrüßten 
Kundgebungen stets ausgesprochene wohlwollende Interesse uns zu dem Wunsche 
ermutigt, auch Eurer Durchlaucht gegenüber Zeugnis von der uns im Vereins- 
leben und durch sonstige Wahrnehmung bekannt gewordenen Ueberzeugung des 
weitaus größten Teiles unserer Berufsgenossen abzulegen. 
Wir dürfen, indem wir dies unternehmen, Eurer Durchlaucht diese Ueber- 
zeugung dahin aussprechen, daß die preußischen Landwirte mit Freuden nicht 
nur den Zeitpunkt begrüßen, der die ihnen direkt und indirekt schädlichen Eisen- 
zölle gesetzlich in Fortfall bringt, und eine Abänderung dieses Gesetzes zu Gunsten 
auch nur vorübergehender Prolongation dieser Zölle als eine bedauernswerte 
rückläufige Bewegung unserer Zollgesetzgebung ansehen würden, sondern daß 
dieselben auch über diesen Einzelfall hinaus eine Fortentwicklung der Zoll- 
gesetzgebung nur dann als eine heilsame erwarten dürfen, wenn dieselbe sich 
unter dem Einfluß der leitenden Gedanken der durch die internationalen Handels- 
verträge von Eurer Durchlaucht selbst eingeleiteten Handelspolitik vorwärts bewegt. 
Mit hochachtungsvoller Verehrung zeichnen sich Eurer Durchlaucht 
ganz gehorsamst 
die Mitglieder des Ausschusses des Königlich preußischen Landesökonomiekollegii. 
Bockelman für Schleswig-Holstein. v. Hagen für Pommern. v. Herford für 
Mark Brandenburg. v. Loes für Westfalen. Lehmann für Posen. v. Lenthe 
für Hannover. v. Nathusius-Königsborn für Sachsen. vom Rath für Rheinland. 
A. Richter für die Provinz Preußen. Frhr. v. Richthofen für Schlesien. 
Wendelstadt für Hessen-Nassau. 
Anlage. 
Beschluß. 
Der Ausschuß des Landesökonomiekollegii ersucht Se. Excellenz den Herrn 
Minister für die landwirtschaftlichen Angelegenheiten, daß derselbe in seiner 
Eigenschaft als Mitglied des Königlich preußischen Staatsministeriums dahin 
wirke, daß die Stimmen Preußens im Bundesrate des Deutschen Reiches dahin 
abgegeben werden, 
„jede Modifikation oder Sistirung des Gesetzes vom 7. Juli 1873 sowie 
sonstige Anträge im protektionistischen Sinne abzulehnen." 
Ganz im Sinne dieser Petition gab der Präsident des Reichskanzler-Amts. 
Delbrück in der Sitzung des Reichstags vom 7. Dezember 1875 bei Beratung
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.