Full text: Fürst Bismarck und der Bundesrat. Dritter Band. Der Bundesrat des Deutschen Reichs (1873-1878). (3)

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wir auf dem wirtschaftlichen Gebiete mit dem nationalliberalen Doktrinarismus 
brechen, und nebenbei die Kirche wieder etwas mehr Einfluß auf die unteren 
Schichten der Gesellschaft gewinnt, oder diesen Einfluß nicht mehr, wie jetzt 
der katholische Klerus, lediglich zu Parteizwecken ausnutzt. Für noch sicherer 
aber halte ich, daß das Gespenst jedenfalls nicht so schnell sich in Fleisch und 
Blut verwandeln wird, daß ich noch berufen sein könnte, mich mit ihm herum— 
zuschlagen, und darin liegt für mich doch eine gewisse Beruhigung. Uebrigens 
ist es kaum glaublich, wer sich alles herbeigelassen hat, für den Herrn Bock zu 
stimmen. 
„Mit meinem gemeinschaftlichen Landtag werde ich allem Anschein nach 
schlechte Geschäfte machen; ich habe mir aber fest vorgenommen, mich nicht zu 
ärgern und hoffe es auch durchzuführen.“ 
* 
Gotha, den 5. März 1877. 
An Frau Wanda von Keethe. 
„Was sagt denn Gerstenberg zu der Eisenbahndifferenz zwischen Preußen 
und Sachsen? Meiner Ansicht nach ist es wirklich zu bedauern, daß sich 
Preußen hier wieder in die Lage versetzt, im Bundesrat majorisirt zu werden;1) 
es hat dies ja ohne Zweifel seine großen politischen Bedenken, und doch erscheint 
es mir wenigstens nach meinem schwachen juristischen Verstande geradezu 
unbegreiflich, wie man in Berlin in diesem Falle eine für Preußen günstige 
Entscheidung des Bundesrats erwarten kann.2) 
„Mit den Vorarbeiten für meinen Etatslandtag bin ich noch nicht zu Ende 
und werde daher wohl die Einberufung desselben bis nach dem Osterfest ver- 
schieben, damit er nicht etwa das gewöhnliche Schicksal des Reichstags teile, 
zu kommen und die Vorlagen nicht fertig zu finden. Ich gehe aber auch noch 
mit mir zu Rate, ob es doch nicht nötig sein möchte, mich mindestens für einige 
Tage in Berlin zu zeigen, und dies würde mir vor Ostern lieber sein als später." 
* 
Gotha, den 8. April 1877. 
An Frau Wanda v. Koethe. 
„Nach den mir aus Berlin zugegangenen Nachrichten und nach dem, was 
Samver von dort aus wohl unbedingt zuverlässiger Quelle mitgeteilt worden, 
scheint Fürst Bismarcks Gesundheit doch in der That der Ausschlag gebende 
1) Zu Anfang des Jahres 1877 hatte Bismarck einen Antrag Preußens, betreffend 
die Erledigung der zwischen Preußen und Sachsen bezüglich der Berlin-Dresdener Eisen- 
bahn bestehenden Streitigkeiten, dem Bundesrat unterbreitet. 
2) Der Bundesrat beschloß, die Sache zur Fällung eines Schiedsspruchs an das 
Ober-Appellationsgericht zu Lübeck abzugeben.
	        
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