Full text: Fürst Bismarck und der Bundesrat. Dritter Band. Der Bundesrat des Deutschen Reichs (1873-1878). (3)

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stärker als bisher zu betonen.!) „In unserer Zollpolitik“ — bemerkte Camphausen 
im Reichstag — „soll eine Umkehr nicht eintreten, aber eine kleine Abweichung 
von dem, was wir in der Vergangenheit gethan haben und thun mußten, soll 
meiner Ansicht nach allerdings eintreten." 
Den Gesetzesvorschlag wegen Erhebung von Ausgleichungsabgaben acceptirte 
auch Bismarck. Während er aber die Vorlage nur als eine „Abschlagszahlung“ 
betrachtete, war sie in den Augen Camphausens ein Mittel, um die Fahne des 
Freihandels noch lange über Bord zu halten. Die von dem Finanzminister zur 
Verteidigung der Vorlage gehaltenen Reden können denn auch als die letzten 
Zuckungen der offiziellen Freihandelsrichtung in Deutschland bezeichnet werden. 
Während Camphausen sich in der Reichstagssitzung vom 23. April 1877 gegen 
jede „Hinneigung zu den Schutzzöllen“ verwahrte, bemerkte er in dem nächsten 
Satze zum Erstaunen des Zentrums: „Ich stehe auf dem Standpunkte, daß ich 
nicht von dem radikalen Freihandelssystem ausgehe, daß ich nicht der Meinung bin, 
Verhältnisse, die sich unter der bestehenden Gesetzgebung entwickelt haben, dürften 
schonungslos dem Freihandelsprinzip zu liebe über den Haufen geworfen werden.“ 
Und zwei Tage vorher hatte er von derselben Stelle aus bemerkt: „Die 
Frage kann nur die sein: Vermag die deutsche Eisenindustrie den Kampf mit 
dem Auslande auf die Dauer zu bestehen? Ich bin der Ansicht, daß sie das 
vermag, und daß sie das um so besser wird thun können, wenn die Regierungen 
darauf Bedacht nehmen, der Ueberprodultion des Inlandes durch Erweiterung 
der Absatzgebiete den wünschenswerten Abzug zu verschaffen. Dagegen mit einem 
Satz, der die Existenz der Industrie gleichsam als eine gleichgiltige Frage be- 
trachtet, als eine Frage, deren Beantwortung nach der einen oder andern Seite 
hin mit einer gewissen Gleichmütigkeit aufgenommen werden könnte — zu einer 
solchen Anschauung würde ich mich niemals bekennen mögen. Ich habe nie zu 
den radikalen Freihändlern gehört, ich hoffe mich ebenso wenig zu den entschie- 
denen Schutzzöllnern zählen zu dürfen.“ 
Selbst den Antrag Preußens, betreffend die Veranstaltung einer Untersuchung 
über die Lage der deutschen Eisenindustrie (Februar 1878), half Camphausen 
noch an den Bundesrat bringen. 
2. Die Steuerreform. Nach Delbrücks Abgang hatte Bismarck erklärt, 
„in finanziellen Dingen fortan zur Fahne des preußischen Finanzrechts halten 
zu wollen“. (Reichstagsrede vom 22. Februar 1878.) 
1) Die beachtenswerte Stelle der Reichstagsrede Camphausens am 12. Dezember 1876 
lautet: „Was die Zukunft unserer Handelspolitik betrifft, so bin ich und ist keiner der 
Bevollmächtigten eines Partikularstaates in der Lage, sich darüber zu äußern; es würde 
dies vermessen sein. Wenn ich mich aber nicht sehr täusche, so wird nicht im Widerstreit mit 
der Vergangenheit — denn auch früher sind diese Fälle bereits ins Auge gefaßt worden — 
in der Zukunft die nationale Seite unserer Stellung stärker betont werden als bisher, und 
ich hoffe, daß Sie uns dazu Ihren Beistand nicht versagen können.“
	        
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