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3. Eisenbahnwesen. Das Reichs-Eisenbahnprojekt lag Bismarck nach
wie vor so sehr am Herzen, daß er, wie in Bezug auf die Steuerfrage, mit
seinem Rücktritt drohte, falls der Minister Camphausen ihn bei seinen desfallsigen
Bestrebungen nicht fördern wollte. 1)
In einem Schreiben Bismarcks, d. d. Varzin, 15. Dezember 1877, heißt
es: „Neben der Steuerreform und der Fertigstellung der im militärischen In-
teresse erforderlichen Eisenbahnen gehört die Verwirklichung der Reichsverfassung
bezüglich des Eisenbahnwesens zu denjenigen Fragen, von deren Lösung ich
meinen dauernden Wiedereintritt in die Geschäfte abhängig mache. Wenn die
Ausführung des auf diesen Gebieten für notwendig Erkannten nicht durch aus-
reichende und spontane Mitwirkung aller in Preußen dazu kompetenten Organe
sicher gestellt werden kann, so werde ich zwar, wenn meine Gesundheit irgend
gestattet, zum nächsten Reichstag erscheinen, aber nur um die Gründe meines
definitiven Rücktritts öffentlich darlegen zu können. Ich werde nicht verschweigen
können, daß ich keine Aussicht zu haben glaube, für die Behandlung der oben
erwähnten Fragen in Preußen das Maß freiwilliger Mitwirkung zu finden,
ohne welches ihre Lösung nicht möglich ist, und daß ich deshalb bei geschwächten
Kräften die fernere Mitarbeit an den Geschäften ablehne, weil ich mich un-
vermögend fühle, sie bezüglich wichtigerer Fragen in die Wege zu leiten, auf
denen ich die Verantwortlichkeit für die Gesamtleitung zu tragen bereit wäre.
— Die Hauptsache für mich ist, daß ich im Staatsministerium Kollegen finde,
welche die Maßregeln, die für die Sicherheit und die Interessen Preußens und
des Reichs notwendig sind, energisch und freiwillig fördern. Diese Förderung
durch Bitten und Ueberreden zu gewinnen, dazu reichen meine Kräfte nicht
aus, und wenn ich Beschlüsse in dem erstrebten Sinne erreiche, so unterbleibt
die Ausführung. Mit meinem Namen aber für das Gegenteil meiner Be-
strebungen öffentlich einzustehen, kann von mir nicht verlangt werden.“
Der große Gedanke des Reichs-Eisenbahnprojekts wollte aber nicht von der
Stelle rücken. In Betreff der Hinderungen, die demselben in Preußen erwuchsen,
erfahren wir das Nähere aus der Herrenhausrede Bismarcks vom 17. Februar
1881. Er habe — so bemerkte er hier — das gedachte Projekt zurückstellen
müssen, da der Finanzminister für die preußischen Bahnen einen Preis berechnet
habe, den er (Bismarck) wegen der Ungeheuerlichkeit des Anschlags nicht als
einen ernstlichen anzusehen vermochte. Und am 23. März 1878 bemerkte er im
Abgeordnetenhause:?) „Der bisherige Finanzminister war nicht von Hause aus
von der Richtigkeit überzeugt; nachdem wir im Prinzip die Zustimmung dazu
erhielten, ist es uns gelungen, die Zustimmung beider Häuser des preußischen
1) Ludolf Parisius bemerkt in seinem Werke: „Deutschlands politische Parteien“,
Camphausen sei jedem seiner Räte als ein Gegner des Reichs-Eisenbahnprojekts bekannt
gewesen.
2) Kohl, Bismarckreden Bd. VII, S. 214.