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über Inhalt und Bedeutung der einzelnen Angelegenheiten von vornherein eine
klare Einsicht gewährten, minder konnte dies in den Dingen des neu über—
nommenen Ministeriums der Fall sein; auch kamen hier häufig Gegenstände
vor, die nach der Angabe des Journals wohl das besondere Interesse des
Fürsten in Anspruch nehmen konnten, in der Bearbeitung aber durch ein um—
fassendes Detail darüber hinausgehende Schwierigkeiten bereiteten. Der Unter-
staatssekretär Jacobi war bemüht, diese Schwierigkeiten durch regelmäßige
Beilage einer möglichst kurzen Sachdarstellung, seines Votums und eines ent-
sprechenden Verfügungsentwurfs zu mindern. Nach der Rückkehr des Fürsten
und als er in der Auswahl der demselben vorzulegenden Sachen freier gestellt
war, hat er dasselbe Ziel durch häufigeren mündlichen Vortrag zu erreichen
gesucht. Diese Vorträge, welche bezweckten, den Fürsten über die wichtigeren
Angelegenheiten des Ministeriums unter gebührender Berücksichtigung der sonstigen
Belastung desselben auf dem Laufenden zu erhalten, sind dem Dr. Jacobi eine
freudig und dankbar anerkannte Gelegenheit gewesen, bedeutsame Weisungen
und Anregungen von dem Fürsten auch in solchen Angelegenheiten zu empfangen,
welche diesem bisher ferner gelegen hatten. Natürlich kam dem Handelsministerium
die bedeutsame Stellung des Fürsten auch sonst vielfach zu Nutzen. Zu großer
Genugthuung des Ministeriums scheint sich der Fürst bei seiner regen Geschäfts-
beteiligung auch überzeugt zu haben, daß Arbeit und Leistungen in manchen
Beziehungen andere waren, als er vorausgesetzt hatte. Die Thatsache, daß er
bei seiner Rückkehr nach Berlin die Räte und Hilfsarbeiter des Ministeriums
in einer sonst nicht üblichen Weise um sich zu einem Mittagessen versammelte,
wird als eine Anerkennung in diesem Sinne anzusehen sein. Der Unter-
staatssekretär führte die Fürstin zu Tisch. Selbst das bei dieser Gelegenheit
gesprochene Wort des Fürsten: „Ich bin unter Sie gekommen, wie Odysseus
unter die Freier!“, welches öfter einer anderen Auffassung begegnet ist, wird
mehr in historischem Sinne — im Rückblick auf die Zeit der Uebernahme des
Ministeriums — als auf eine an jenem Tage noch wache Stimmung zu deuten
sein. Jedenfalls erfolgte der spätere Austritt des Unterstaatssekretärs aus
dem Staatsdienst nicht auf Veranlassung des Fürsten. Es scheint bei dieser
Gelegenheit ein Mißverständnis oder der Mangel einer genügenden Aussprache
wesentlich mitgewirkt zu haben. Dr. Jacobi, welcher sonst nie an einen Austritt
aus dem Königlichen Dienst gedacht haben würde, glaubte, als ihm zu genannter
Zeit eine außeramtliche Stellung angeboten wurde, dem Fürsten Gelegenheit
geben zu müssen, einen Personenwechsel eintreten zu lassen, wenn die inzwischen
günstig gestalteten geschäftlichen Beziehungen dennoch die früher bestandenen
persönlichen Bedenken nicht beseitigt haben sollten. Der Fürst wies auf die
günstigen Bedingungen hin, welche dem Dr. Jacobi für die Privatstellung in
Aussicht gestellt, für diesen freilich nicht maßgebend gewesen waren, und wollte
eine direkte Aufforderung, zu bleiben, nicht aussprechen. So erfolgte die