Full text: Fürst Bismarck und der Bundesrat. Dritter Band. Der Bundesrat des Deutschen Reichs (1873-1878). (3)

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Camphausens Abgang habe ihm eine gewisse Erleichterung verschafft, da Camp- 
hausen nie mit seinen Intentionen übereingestimmt habe. „Camphausen war 
rein Ressortmann; er besaß große Selbständigkeit nach oben ebenso wie nach 
unten, war jedoch für neue Gedanken wenig zugänglich und verhielt sich solchen 
gegenüber mehr abstoßend."“ 
Noch schärfer lautete Bismarcks Urteil über den zurückgetretenen 1) Minister 
Camphausen, als dieser in der Herrenhaussitzung vom 17. Februar 1881 sich 
hatte hinreißen lassen, die neueste Finanzpolitik des Ministerpräsidenten als eine 
fehlerhafte darzustellen. ) Dagegen glaubte der letztere lebhaft protestiren zu 
müssen; Camphausen habe das Glück gehabt, daß er das Finanzministerium 
während der sieben fetten Jahre verwaltet habe, er sei in der Lage gewesen, 
„im Segen der Milliarden mit vollen Händen im Golde zu stecken“, alle 
Quellen seien damals geflossen, „wie nach nassem Wetter selbst die Hunger- 
quellen im Lande fließen“", daß aber auf diese fetten Jahre sieben magere 
Jahre folgen würden, habe Camphausen nicht bedacht. Eine Voraussicht der 
Zukunft, eine Finanzgesetzgebung habe unter ihm so gut wie nicht statt- 
gefunden, wiewohl er, Bismarck, schon im Jahre 1876 die warnende Stimme 
erhoben und fruchtbare Reformen verlangt habe. „Mein Herr Kollege ist da- 
mals der Ueberzeugung gewesen, daß, wenn nicht in der ganzen Welt, doch 
wenigstens im preußischen Finanzministerium und seiner Verfassung alles auf 
das beste und vortrefflichste bestellt wäre und nicht besser bestellt sein könnte, 
und ist deshalb dem Glauben unzugänglich gewesen, daß in dem alten, ehr- 
würdigen Gebäude manche Schraube nietlos und manches Rad bocklos geworden 
war. Ich habe ihn in der festen, sicheren und ehrlichen Ueberzeugung gefunden, 
mit der Gott an dem sechsten Tage der Schöpfung auf das Geschaffene zurück- 
blickte, mit derselben Befriedigung hat er auf sechs Jahre seines Ministeriums zurück- 
geblickt und gefunden, daß alles gut sei, und mich vielleicht für einen mauvais 
coucheur als Kollegen gehalten, weil ich nicht auch alles so vortrefflich fand 
und auf Reformen drängte. Ich bin dadurch auch zu anderen meiner Kollegen 
in schwierige Verhältnisse geraten.“ 3) 
Ist dies die letzte öffentliche Aeußerung Bismarcks über den Finanzminister 
1) A. a. O. S. 145. 
2) Unter Bezugnahme auf das oben geschilderte Rencontre im Herrenhaus heißt es 
in einem aus Friedrichsruh inspirirten Artikel der „Hamb. Nachr.“ v. 19. 5. 1896: „Fürst 
Bismarck war und ist der Ansicht, daß ein Minister, der gegen seinen Willen aus dem 
Amte gedrängt wird, sehr wohl das Recht hat, das verbleibende Ministerium im Parla- 
mente anzugreifen, daß ein Minister aber, der freiwillig ausscheidet, oder, wie Herr 
Camphausen, auf parlamentarischen Druck hin auf die Weiterführung der Geschäfte ver- 
zichtet, nicht den Beruf hat, seine früheren Kollegen, die sich im stande fühlen, die von 
ihm verlassenen Geschäfte aufzunehmen und weiter zu führen, öffentlich anzugreifen.“ 
v 3) Vgl. über diese Auseinandersetzung Bismarcks mit Camphausen die „Post“ 1881, 
Nr. 50.
	        
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