Full text: Fürst Bismarck und der Bundesrat. Dritter Band. Der Bundesrat des Deutschen Reichs (1873-1878). (3)

III. Abschnitt. 
Die neuen Bevollmächtigten zum Bundesrat. 
1. Preußen. 
Minister des Innern Graf Botho zu Eulenburgt) 
(geboren 31. Juli 1831). 
Den Grafen Botho zu Eulenburg lernte Bismarck zu der Zeit kennen, als er, 
seit 1859 Landrat in Deutsch-Krone, Vertreter dieses Kreises im Abgeordneten- 
hause war (1863 bis 1870). Eulenburg gehörte damals zu dem kleinen Kreise, 
der jeden Abend bei der Gräfin Bismarck willkommen war, und machte von 
dieser Erlaubnis häufig Gebrauch. 
Bismarck kam meist sehr spät in den Salon seiner Frau; mitunter war 
es halb zwölf Uhr. Er war dann oft von der Arbeit so erschöpft, daß er 
nur wenig sprach. Es kam vor, daß an Abenden kein Wort von Politik 
gesprochen wurde. Andere Male bildete dieselbe das hauptsächliche Gesprächs- 
thema, und Bismarck wandte sich öfters an Eulenburg, um ihn in seiner 
Eigenschaft als Abgeordneter über manche Fragen in seine Auffassung ein- 
zuweihen. 
1) Graf Botho zu Eulenburg ist der älteste Sohn des vormaligen Direktors der 
Hauptverwaltung der Staatsschulden, Landhofmeisters des Königreichs Preußen, Kammer- 
herrn Grafen Botho zu Eulenburg-Wicken, welcher während der fünfziger Jahre Präsident 
des Abgeordnetenhauses war. Zu Anfang seiner öffentlichen Laufbahn war er Landrat in 
Deutsch-Krone und gehörte als Vertreter des Wahlkreises Flatow-Deutsch-Krone von 1863 
bis 1870 dem Abgeordnetenhause und 1867 dem Norddeutschen Reichstag an. In der 
zweiten Session der neunten Legislaturperiode des preußischen Landtags war er zweiter Vize- 
präsident des Abgeordnetenhauses. Anfangs als Hilfsarbeiter in das Ministerium des Innern 
berufen, wurde Graf Eulenburg bald Geheimer Regierungsrat und vortragender Rat in 
demselben Ministerium. Er verließ diese Stellung, um Regierungspräsident in Wiesbaden 
zu werden, und vertauschte diesen Posten dann mit dem eines Oberpräsidenten der Provinz 
Hannover, als sein Vorgänger, Graf Otto zu Stolberg-Wernigerode, zum deutschen Bot- 
schafter in Wien berufen wurde. Sein weiteres curriculum vitae geht aus der obigen 
Darstellung hervor.
	        
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