Full text: Fürst Bismarck und der Bundesrat. Dritter Band. Der Bundesrat des Deutschen Reichs (1873-1878). (3)

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unmittelbar Vortrag halten lassen mußte. Dazu kamen die vielen wichtigen poli— 
tischen Angelegenheiten. Bei den Ministerien in Berlin fand er zuerst wenig 
Verständnis und Unterstützung, und er mußte sie in ganz wichtigen Fragen bei 
dem Ministerpräsidenten Grafen Bismarck suchen, der sie ihm in vollem Maß ge- 
währte. In den letzteren Jahren kam jedoch kaum ein Fall vor, wo seine 
Vorschläge nicht berücksichtigt wurden. 
Bei den Wahlen zum ersten Deutschen Reichstage erhielt er das Mandat 
Melle-Diepholz, und er war der erste Altpreuße, der in Hannover gewählt 
wurde; später vertauschte er es mit Goslar-Clausthal, das er bis 1878 bei- 
behielt. Er begründete im Reichstag mit anderen die deutsche Reichspartei, 
indem er lebhaft dafür eintrat, sich nicht mit den bisherigen Freikonservativen 
völlig zu identifiziren. 
Im Lauf der Zeit gewann er das Gefühl, daß seine Aufgabe in Hannover 
erfüllt sei. Die Verwaltung war geregelt und die Gemüter nach Möglichkeit 
beruhigt. Es bedurfte also nur einer ruhigen Fortarbeit auf der gegebenen 
Grundlage. Als seine Absicht bekannt wurde, erhob sich durch die ganze Provinz 
ein großer Petitionssturm mit der dringenden Bitte, sein Amt fortzuführen. Er 
entschloß sich zum Bleiben, als ihm auch Fürst Bismarck einen diesbezüglichen 
Wunsch aussprach. Den Abschied nahm er erst, als er zum Präsidenten des 
Herrenhauses gewählt wurde, weil er einsah, daß beide Aemter schlecht vereinbar 
seien. Im Herrenhaus erlebte er die Kämpfe um den Entwurf einer Kreis- 
ordnung, er teilte aber nicht die Ansicht der konservativen Partei, war auch 
Gegner des darauffolgenden Pairs-Schubs. 1876 wurde er zum Vorsitzenden 
des Provinziallandtages in Merseburg gewählt, auch zum Vorsitzenden des 
Provinzialausschusses. 1875 wählte ihn die Generalsynode in Berlin zum 
Präsidenten. 
1878 wurde er zum Stellvertreter des Reichskanzlers und Minister- 
präsidenten ernannt. Er nahm die Stellung sehr ungern an, weil er sich nicht 
für geeignet hielt. 
Nach dem zweiten Attentat auf den Kaiser stimmte er dem Vorschlag 
Bismarcks auf Auflösung des Reichstags bei. Er leitete dann die Beratung 
des Sozialistengesetzes mit den Worten ein, daß die Regierung wohl wisse, daß 
es mit einem solchen Gesetz allein nicht gethan sei, daß es vielmehr noch ganz 
anderer, auch auf ethischem Gebiet sich bewegender Anstrengungen bedürfe, um 
einen andern Geist zu verbreiten, daß man aber zunächst scharfer Waffen 
bedürfe, um den Ausschreitungen entgegenzutreten und die Bevölkerung vor ihren 
Verführern zu schützen. 
Der Absicht Bismarcks, das alte Unfallgesetz umzugestalten, konnte 
er nur beistimmen. Er führte aber aus, daß, wenn man auf diesem 
Gebiet reformiren wolle, es besser wäre, mit den nächstliegenden Dingen und 
namentlich mit einer Krankenversicherung rc. der Arbeiter anzufangen, die nach 
Poschinger, Fürst Bismarck und der Bundesrat. III. 26
	        
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