Full text: Fürst Bismarck und der Bundesrat. Dritter Band. Der Bundesrat des Deutschen Reichs (1873-1878). (3)

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seinen eigenen Erfahrungen sehr gut ausführbar sein werde. Bald nach seinem 
Ausscheiden folgte die Gesetzgebung des Reichs seinem Vorschlage. 
Natürlich hatte Stolberg bei allem formell einzuwirken, doch blieb seine 
Thätigkeit beschränkt. Auch über die Vorgänge der äußeren Politik war er 
fortwährend orientirt. Hervorgetreten ist er nur gelegentlich des Abschlusses 
des Bündnisses mit Oesterreich, zu dem der Kaiser sich nicht entschließen konnte. 
Er reiste damals im Einverständnis mit dem Fürsten Bismarck nach Baden, 
um einen letzten Versuch beim Kaiser zu machen. Nach mehrtägigen Be— 
mühungen gelang es ihm, die Unterschrift des Kaisers zu erhalten. 
Im Herbst 1880 versuchte er seinen Austritt anzubahnen, da seine Stellung 
ihm nicht zusagte. Bei Bismarck fand er entschiedenen Widerstand. Dieser 
antwortete auf die Bemerkung, daß er in dieser Stellung nicht viel nützen zu 
können glaube: er hätte allein im Oktober 1879 mehr genützt und sich mehr 
Verdienste erworben als mancher Minister in seiner ganzen Dienstzeit. Er 
blieb daher, bat aber im Frühjahr 1881 endgiltig um seinen Abschied. 
Geheimer Ober-Regierungsrat Körtel) 
(geboren 18. Dezember 1819, gestorben 16. Januar 1891) 
war Kammergerichtsrat, als er in die auf Antrag Laskers im Jahre 1873 
niedergesetzte Eisenbahn-Untersuchungskommission berufen wurde. Diese Beschäfti- 
gung mit Eisenbahnfragen zog ihn in das Reichs-Eisenbahn-Amt, dem er erst 
als ordentliches Mitglied und nach Maybachs Rücktritt als Vorsitzender an- 
gehörte. Den Vorsitz übernahm Körte nur mit Widerstreben, da er aus Er- 
fahrung wußte, wie sehr die Thätigkeit und das Ansehen des Reichs-Eisenbahn- 
Amts durch das Mißtrauen der Einzelstaaten und durch den Mangel eines 
Reichs-Eisenbahngesetzes herabgedrückt wurde. 
Körte war nicht ohne persönliche Beziehungen za Bismarck. Am 13. De- 
zember 1877 forderte derselbe ihn aus Varzin zu einem Bericht über Differenzial- 
tarife auf, welche die Landwirtschaft schädigten,?) und am 17. Januar 1879 
begab sich Körte, einer Einladung des Fürsten folgend, nach Friedrichsruh; tags 
vorher (16. Januar) hatte Bismarck daselbst den Generalpostmeister Dr. Stephan 
empfangen, den Bismarck bekanntlich auch gerne in Eisenbahnfragen konsultirte. ) 
1) Hermann Körte, 1842 für den Staatsdienst vereidigt, 1848 Rechtsanwalt in 
Flatow (Westpreußen), 1856 Rechtsanwalt in Golgau, 1870 Rat beim Appellationsgericht 
in Bromberg, 1872 Kammergerichtsrat, 10. September 1872 Geheimer Regierungsrat 
und vortragender Rat beim Reichs-Eisenbahn-Amt, 23. Oktober 1876 Geheimer Ober- 
Regierungsrat. 
2) Vgl. meine „Aktenstücke zur Wirtschaftspolitik des Fürsten Bismarck“ Bd. I. S. 273. 
3) Es ist mir von kundiger Seite versichert worden, daß Dr. Stephan seinerzeit 
gerne das Eisenbahnministerium übernommen hätte. Daß er sich mit Maybach schlecht 
stand, ist notorisch.
	        
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