Full text: Fürst Bismarck und der Bundesrat. Dritter Band. Der Bundesrat des Deutschen Reichs (1873-1878). (3)

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eine Rede, in welcher er u. a. bemerkte, „er habe während seines Wirkens 
im Bezirke nicht angeregt, sondern sich anregen lassen, nicht geführt, sondern sich 
führen lassen.“ In der Erwiderung hob der Oberbürgermeister von Düsseldorf 
Wiedemann hervor, daß Berlepsch die reiche Mannigfaltigkeit friedlicher Arbeit 
auf den verschiedensten Gebieten geistigen und materiellen Lebens mit aufmerk— 
samem Auge verfolgt und mit liebevoller Fürsorge gefördert; für die Interessen 
der Landwirtschaft und der Gärtnerei, des Handwerks und des Kleingewerbes, 
der Großindustrie und des Handels, der Arbeitgeber und der Arbeitnehmer, für 
die Bestrebungen auf den verschiedenen Gebieten der Künste und Wissenschaften, 
in Kirche und Schule, für alle hatte er ein tief eindringendes Verständnis, 
überall griff er in wirksamer Weise mit glücklichem Erfolge ein, bald intensiv 
fördernd und anregend, bald, wo es notwendig war, zurückhaltend und warnend. 
Und dabei war bei allen den vielfachen amtlichen und privaten Maßnahmen 
und Einwirkungen stets von Herzen kommendes Wohlwollen der unveränderliche 
Grundzug seiner Handlungen. Und weiter hat Herr Freiherr v. Berlepsch in 
ganz hervorragendem Maße, in wahrhaft aufopfernder Weise durch eigenes 
Eingreifen und persönliche Mitarbeit Anregung gegeben zu den verschiedensten 
gemeinnützigen Einrichtungen und zugleich gewirkt für die allseitige Verbreitung 
der Erkenntnis von der Pflicht der Wohlhabenden und Höhergestellten, zur 
materiellen, sittlichen und geistigen Hebung der niederen Volksschichten mitzu- 
wirken. Er hat auf diesem Gebiete durch seine glückliche Initiative große Erfolge 
erzielt, und die von ihm gestreute Saat wird sicher nachhaltig reiche Früchte 
bringen. Der Redner sprach dann Herrn Freiherrn v. Berlepsch tiefgefühlten 
Dank aus für dessen vielseitiges Wirken, der aus seinem bisherigen Verwaltungs- 
bezirk mit dem Bewußtsein scheiden dürfe, daß die Erfolge seiner Thätigkeit 
unverloren bleiben und daß sein Name im Düsseldorfer Bezirk dauernd mit 
hoher Verehrung und Dankbarkeit wird genannt werden. )) 
In etwas anderem Lichte beleuchtet die „Rheinisch-Westfälische Zeitung“ 
(Nr. 177 vom 27. Juni 1896), welche allerdings gegen Berlepsch in hohem 
Grade eingenommen war, dessen Düsseldorfer Wirksamkeit. Dieselbe schrieb: 
„In diesem industriereichen Bezirk, sagt ein lobredendes Handbuch von ihm, 
zentfaltete er eine segensreiche Thätigkeit auf sozialem Gebiete, ging, soweit die 
Gesetzgebung irgend Handhabe bot, mit Verordnungen vor und suchte auch in diesem 
Sinne auf die Fabrikanten und Großindustriellen zu wirken.“ Richtig an dieser 
kurzen und bündigen Lobrede ist, daß Herr v. Berlepsch an den Rhein diejenige 
Spezies von Sozialpolitik verpflanzte, deren entsprechende Gattung unter 
Schauspielern man als Comédie larmoyante bezeichnet. Mit Vereinen, Suppen- 
1) Eine sehr sympathische Ansprache des neu ernannten Oberpräsidenten im Stadt- 
verordnetenkollegium zu Coblenz am 24. Oktober 1889 findet sich abgedruckt in der „West- 
deutschen Ztg.“ vom 28. Oktober 1889.
	        
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