Full text: Fürst Bismarck und der Bundesrat. Dritter Band. Der Bundesrat des Deutschen Reichs (1873-1878). (3)

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dem erkannten Vorurteil frei zu machen. Mir scheint, daß er ein Mann von ganz 
eminenter Begabung, von einer ebenso seltenen als schätzenswerten Willenskraft 
ist. Ich halte ihn für einen großen Patrioten, der mit unbedingtester Hingebung 
für die Größe seines Staates arbeitet, und für mich wenigstens ist die Macht 
Preußens von der Größe Deutschlands nicht getrennt zu denken.“ Auf der 
andern Seite besitze Bismarck freilich eine Eigenschaft, die Vertrauen zu ihm 
nicht aufkommen lasse: es fehle ihm der Sinn und das Verständnis für die 
moralischen Kräfte, die in dem Volke für Recht und Freiheit sich geltend machen. 
Er mißachte die ihm nicht verständliche Macht, „er ist aber nicht Doktrinär 
der Reaktion. Ich verzweifle nicht, daß er auch in dieser Beziehung noch lernen 
wird.“ 
Nach Jollys Ernennung zum Präsidenten des Ministeriums des Innern, 
Kirchen= und Schulwesens (27. Juli 1866) brachten ihn die Bestrebungen in 
Betreff der Aufnahme Badens in den Norddeutschen Bund zuerst auch in 
geschäftliche 1) Verbindungen mit Bismarck, die nach Ausbruch des Krieges mit 
1) Seit Ablehnung der Mathyschen Anfrage über den Eintritt Badens in den 
Norddeutschen Bund that Jolly in Berlin keine Schritte mehr, bezweifelte aber nach wie vor 
die Richtigkeit der ablehnenden Haltung Bismarcks. Nach einem Briefe des Professors 
Baumgarten an Sgybel, d. d. 11. August 1870, wies Bismarck den preußischen Gesandten 
in Karlsruhe an, allen Maßnahmen der badischen Regierung zuzustimmen, da er volles 
Vertrauen auf dieselbe habe. In einer aus Rheims am 12. Sept. 1870 an den preußischen 
Gesandten in Karlsruhe gerichteten Note meinte Bismarck, auf baldigen Frieden sei noch 
nicht zu rechnen, weil in Frankreich keine Regierung vorhanden sei, deren Abmachungen 
dort allseitig anerkannt würden. Seinerzeit werde der König von Preußen die deutschen 
Fürsten zu persönlicher Vereinbarung des Friedensprogramms einladen. Der Inhalt der 
von Jolly verfaßten und von diesem Bismarck überreichten Denkschrift sei im wesentlichen 
zu billigen, namentlich daß vor allem die südwestdeutsche Grenze zu sichern, deshalb 
Straßburg und Metz zu nehmen und kein neutraler Staat zu bilden sei. Preußen wünsche 
aber ebensowenig wie die süddeutschen Staaten sich zu vergrößern. „Die definitive Be- 
stimmung über das für Deutschlands bessere Verteidigung gegen den nächsten Angriff der 
Franzosen erstrebte Vorland, von dessen Einwohnern auf längere Zeit hinaus keine parla- 
mentarische und militärische Mitwirkung für deutsche Interessen zu erwarten sein dürfte, 
wird der gemeinsamen Verständigung der deutschen Fürsten vorbehalten bleiben können. 
Einstweilen wird dasselbe als gemeinsames unmittelbares Reichsland im Namen und zum 
Vorteil der Gesamtheit der deutschen Verbündeten zu verwalten sein.“ Auch der Kanzler 
sei überzeugt, daß die gemeinsame Kriegführung die dauernde Einigung Deutschlands 
fördern werde, ohne daß von irgend einer Seite Zwang oder Druck geübt werde. „Auch 
in dieser Hinsicht wird die gemeinsame und persönliche Verständigung der deutschen Fürsten 
nicht ohne Frucht bleiben.“ Die Initiative komme den süddeutschen Regierungen zu, deren 
freien Willen Preußen in Sache und Form achten werde. Baden könne die Entwicklung 
fördern, wenn es die bayerische Regierung zur Aussprache ihrer Auffassung über das 
künftige Verhältnis Süddeutschlands zum Norden bewegen könne. Aber bereits am 2. Ok- 
tober 1870 eröffnete der preußische Gesandte in Karlsruhe der badischen Regierung auf 
Grund eines eben aus dem Hauptauartier erhaltenen Telegramms, daß nunmehr ein Antrag
	        
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