Full text: Fürst Bismarck und der Bundesrat. Dritter Band. Der Bundesrat des Deutschen Reichs (1873-1878). (3)

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für den Antrag, aber zugleich für die Ausdehnung der Enquête auf die Baum- 
wollenindustrie aus. Der Bericht führte aus, wie hinsichtlich dieses Industrie- 
zweiges noch weit weniger Informationen als in Betreff der Eisenindustrie 
vorlägen. So fehlten insbesondere zuverlässige Materialien, welche ein richtiges 
und vollständiges Urteil über die Lage der Baumwollenindustrie gestatten würden. 
Wenn anzuerkennen sei, daß die Situation der Eisenindustrie durch die in den 
letzten Jahren eingetretenen Zollherabsetzungen und Zollbefreiungen eine wesent- 
liche Aenderung erfahren habe, so habe der Anschluß von Elsaß-Lothringen an 
das deutsche Zollgebiet auf die Lage der Baumwollenindustrie im gesamten 
Deutschen Reich einen nicht minder weittragenden Einfluß ausgeübt. Nach 
übereinstimmenden Angaben sei die Produktion der Baumwollenindustrie in 
Deutschland durch den Hinzutritt von Elsaß-Lothringen um 56 Prozent gesteigert 
worden. Von den Industriellen der Reichslande werde behauptet, daß die dortige 
Industrie infolge der bestehenden Zollgesetzgebung zurückgehe, und auch von 
anderer Seite werde für die Herbeiführung einer rationelleren Bemessung der 
Zölle für Baumwolle, Garne und Stoffe lebhaft agitirt. Der Rückgang der 
Spinnerei zu ordinären Gespinnsten werde von sämtlichen Beteiligten dem ein- 
heitlichen Zollsatze für alle Nummern der Baumwollgarne zugeschrieben. Wolle 
man aber einer Abhilfe dieser Beschwerden näher treten, so seien die einander 
widerstreitenden Interessen der Baumwollspinner, -Weber und -Drucker der sorg- 
fältigsten Erörterung zu unterziehen. Zu einer allseitigen und unbefangenen 
Prüfung und Würdigung dieser Verhältnisse bietet nach Ansicht der Majorität 
die Enquete den geeignetsten Weg. 
Demgegenüber erklärte eine freihändlerisch gesinnte Minderheit von 
Ausschußmitgliedern eine Enquêète in der gegenwärtigen wirtschaftlichen Lage 
weder für erwünscht noch im Bedürfnisse für begründet. Unerwünscht sei diese 
Spezialenquete, weil sie mit Notwendigkeit auf allen anderen Gebieten der 
industriellen Thätigkeit das Streben nach Veranstaltung von Enquêten befördern 
und schließlich zu einer auch von der Königlich preußischen Regierung gemiß- 
billigten Generalenqubte führe. Die Zolltarifreform des Jahres 1873 habe 
sich keineswegs auf die Eisenindustrie beschränkt. Es sei damals der Zollsatz 
von kalcinirter Soda erheblich ermäßigt, der Ausgangszoll für Lumpen auf- 
gehoben und die Stärke vom Eingangszoll befreit worden. Alle durch diese 
Reformen berührten Industriezweige würden sich daher mit der Eisenindustrie 
in gleicher Lage fühlen und mit demselben Recht auch für ihre Verhältnisse 
eine Erörterung der Frage, ob ein innerer Zusammenhang zwischen ihrer Not- 
lage und den stattgehabten Zollveränderungen bestehe, fordern. Aber auch alle 
übrigen Industriezweige seien durch die schwere wirtschaftliche Krisis, welche sie 
alle betroffen habe, zu der Frage gedrängt, ob eine Erhöhung des bestehenden 
Zollschutzes nicht zu einer leichteren und schnelleren Ueberwindung der Notlage 
führen dürfte. Ob man das, was man der Eisenindustrie gewähren wolle,
	        
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