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Unterhändlern mündlich über den Inhalt der Friedenspräliminarien geeinigt,
die nun heute schriftlich festgestellt werden sollten. Die süddeutschen Minister
sollten als Vertreter solcher Staaten, die selbständig den Krieg erklärt hatten,
in dieser Eigenschaft mitwirken, wie er euphemistisch sich ausdrückte, d. h. zuhören
und mit unterschreiben. So kalt mich diese Art Einschmuggelung in die Un-
sterblichkeit läßt, so unvergleichlich anregend und ergreifend war mir die, wenn
auch nur passive Assistenz bei einem der gewaltigsten Dramen, das sich denken
läßt, so gewaltig, wie es nicht jedes Jahrhundert erlebt. Nachdem wir etwa
dreiviertel Stunden mit Bismarck de bon humeur trotz heftigen Hexenschusses
konversirt und dann noch ein Viertelstündchen allein geplaudert hatten, erschienen
Thiers und Favre, und mun folgte eine lange Konferenz von reichlich fünf
Stunden in engem Gemach. Die Verhandlungen, natürlich in französischer
Sprache, wurden zwischen Bismarck und hauptsächlich Thiers geführt. Favre
sprach sehr wenig, mein bayerischer Kollege streute halbstündig eine kurze Phrase
ein, ich befleißigte mich nur des Zuhörens, und der während der Verhandlungen
eingetroffene württembergische Kollege machte es wie ich. Thiers ist ein sehr
kleiner, alter, ungemein beweglicher Herr von unglaublichem Wortreichtum. Sein
Gesicht, nur durch eine sehr scharf gewölbte Nase ausgezeichnet, macht keinen
angenehmen, überhaupt keinen bestimmten Eindruck. Es spiegelte sich in seinem
ganzen Wesen eine große Erregung ab, welche die peinliche Gemütsstimmung
des Unterhändlers erkennen ließ. Favre hat einen Charakterkopf, wie der Maler
sich ihn wünschen muß. Er war sichtlich von so tiefem Seelenschmerz zerrissen,
daß man ihn nur mit Sympathie betrachten konnte. Er war bei seiner Wort-
kargheit präziser als Thiers, der ihn an Unermüdlichkeit und Gewandtheit weit
übertrifft, aber an Würde ebenso weit hinter ihm zurücksteht und, nach absolutem
Maßstab gemessen, doch weit mehr durch die Quantität als die Qualität seiner
Leistungen imponirte. Ueber das Sachliche der in der That für Frankreich
furchtbar schweren Bedingungen wurde kein Wort mehr gewechselt, nur an den
Modalitäten — erfolglos — genergelt. Bismarck war geradezu bezaubernd, von
großartiger Liebenswürdigkeit und liebenswürdiger Größe. Wenn Thiers sich zu
sehr in langen Klageliedern erging, ohne bestimmte Gegenvorschläge zu machen,
kam zu rechter Zeit ein seufzendes Stöhnen über die unerträglichen nervösen
Schmerzen, die ihn fürchten ließen, die Verhandlungen nicht fortführen zu können;
oder auch einmal in verbindlichster Form ein scharfer Sarkasmus, z. B.: Ich
würde mich im Vertrauen auf Herrn Thiers gerne mit geringeren Garantien
begnügen, wenn er erblicher König von Frankreich wäre; oder: Herr Thiers
ist durch seine Beredsamkeit verwöhnt, durch welche er stundenlang große Ver-
sammlungen fesseln kann, wir werden aber, wenn wir uns nicht einigen, in
dreißig Stunden wieder schießen, und dergleichen mehr. Wirklich imponirend
war aber der Hüne zwei-, dreimal, wenn er vollkommen chevaleresk und ohne
jegliche persönliche Härte, um zum Abschluß zu kommen, erklärte, nicht der