Full text: Fürst Bismarck und der Bundesrat. Dritter Band. Der Bundesrat des Deutschen Reichs (1873-1878). (3)

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werde scheitern; das deutsche Lager fühlte sich sicher, das herrliche Ziel werde 
morgen erreicht sein, trotz der letzten schmerzlichen Zuckungen des machtlosen 
Gegners; die Franzosen wahrten mühsam die Fassung. Gebe Gott, daß nie 
ein deutscher Staatsmann Aehnliches zu erleben habe. — Gestern machte Bismarck 
nach der Rückkunft der Franzosen die Sache in zwei bis drei Stunden mit 
diesen allein ab; wir wohnten nur noch der Unterzeichnung bei, nachdem er 
uns vorher von dem schließlichen Verlauf der Verhandlung unterrichtet hatte. 
Er wollte jedenfalls gestern abschließen, weil er nach seinen früheren kategorischen 
Erklärungen den Waffenstillstand nicht mehr verlängern konnte und täglich eine 
ungeschickte Einmischung Englands ohne sachlichen Zweck, nur zum Frommen 
seiner parlamentarischen Diskussionen, fürchtete. Bismarck begnügte sich deshalb 
damit, daß in diesem Jahre Frankreich nur eine Milliarde, den Rest binnen drei 
Jahren zu zahlen hat, legte dabei aber den Franzosen solche Daumenschrauben 
an, daß sie sicher in ihrem eigenen Interesse früher zahlen werden. Er war 
mit Thiers und dessen kleinlichen Nergeleien sehr unzufrieden, hat ihn aber 
total besiegt; die Franzosen hätten bei geschickterer Operation bessere Aus- 
führungsbestimmungen erhalten können. Noch bei der Unterzeichnung, die 
Bismarck triumphirend mit der vorher den Franzosen als patriotisches Geschenk 
aus Pforzheim vorgezeigten goldenen Feder vollzog, spielte eine höchst ergötzliche 
Scene. Die süddeutschen Minister unterzeichneten mit der Bemerkung, sie treten 
dem Vertrag besonders bei, mit Rücksicht darauf, daß die süddeutschen Staaten 
ursprünglich selbständig Krieg führten. Thiers schlug eine etwas abweichende, mehr 
in partikularistischem Sinn gehaltene Fassung vor. Bismarck: „Sie zerpflücken 
mir ja wieder die deutsche Einheit.“ Thiers: ‚Ah, c'est nous qui l'avons 
kaite.“ Bismarck, achselzuckend: Peut-étre. Gestern nachmittag 4 Uhr 
12 Minuten war der glorreichste Vertrag, den Deutschland geschlossen, unter- 
zeichnet. Die Franzosen eilten sofort weg, Thiers, den Bismarck beim Abschied 
wegen aller ungern ihm bereiteten Qualen verbindlichst um Entschuldigung bat, 
in erbittertem Ungestüm, Favre in stillem Schmerz.“ 
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2. März 1871, abends. 
„Hauptereignis des 28. Februar war ein von Bismarck den Mitgliedern 
seines Ministeriums und uns in St. Germain gegebenes Diner. Der Mann 
war dabei wieder von wunderbarer Liebenswürdigkeit. In dem stundenlangen 
Gespräch über Tische hörte ich von ihm die interessante Thatsache, daß die 
Schlacht von Gravelotte infolge befehlswidriger Gefechtslust von Steinmetz einen 
Tag früher geschlagen wurde, als beabsichtigt war, und daß sie deshalb so 
blutig wurde. Interessanter waren seine allgemeinen politischen Reflexionen, 
wenn man seine aus der frischesten Anschauung hervorsprudelnden Bemerkungen 
so nennen darf und mag. Sie laufen wesentlich darauf hinaus, große politische 
Aenderungen ließen sich nicht machen, man müsse den natürlichen Lauf der
	        
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