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Dinge beachten und sich darauf beschränken, das Gereifte zu sichern; der Staats-
mann müsse wie ein Förster sein, der geduldig abwarte, bis der Wald schlagreif
geworden. Wunderbar, daß der unvergleichlich geniale und gesellschaftlich so
überaus liebenswürdige Mann doch, allem Anschein nach, eigentlich keinen
persönlich an ihn geketteten Freund hat. Es war mir sehr merkwürdig, wie
in diesen Tagen herrlicher Entscheidung die vermeintlich vertrautesten Räte seines
Ministeriums, wenn ich nicht sehr irre, innerlich gegen ihn gereizt waren, weil
er vermöge seiner unbedingt gebieterischen Natur jedes Vertrauen, jede Mitteilung,
jede Gemeinsamkeit verschmäht und allein seine kühnen Pfade wandelt. Un-
begrenzten Dank sind wir ihm, denke ich, wegen seiner in ihren Folgen ihn
am schwersten treffenden Rücksichtslosigkeit nur um so mehr schuldig. Er ist
ein rastloser Arbeiter, der ein vertrauensvolles Sichgehenlassen nicht kennt und
bei welchem in Ermanglung dieser natürlichsten Ausspannung die Gereiztheit
und Ueberspannung begreiflich sind. Auf meine Frage, wie er den jetzigen
Moment genieße, erhielt ich die Antwort: „Es giebt im politischen Leben keinen
Nuhepunkt, der ein befriedigtes Rückschauen zuläßt; ich weiß nicht, was aus
dem heute Gepflanzten morgen wird.“
Nach Gründung des Deutschen Reichs beteiligte sich Jolly an den ersten
Arbeiten des Bundesrats im Frühjahr 1871; doch waren die Wahrnehmungen
die er über diese hohe Körperschaft machte, keine günstigen. Jolly ließ sich
darüber eingehend in einem an Baumgarten gerichteten Briefe aus, in dem er
dieses Mittelding zwischen Ministerium und Staatenhaus für eine bloße mit
einem gewissen Prunk umgebene Form erklärte. Bei der Gesetzgebung, bemerkte
er, könne das Kollegium nur an den Entwürfen des Reichskanzler-Amts Kritik
üben und sei dabei zwar insofern dem Reichstag überlegen, als die Mitglieder
von ihren Regierungen unterrichtet würden, aber andererseits sei die Diskussion
keine ernstliche, weil nach Instruktion gestimmt werde, und sie werde vollends
durch die Thatsache totgeschlagen, daß Preußen 17 Stimmen habe und alles
durchsetzen könne, bald durch seine Autorität und bald durch das Preisgeben
ihm gleichgiltiger Punkte für solche, auf die es Wert lege. Das im Bundesrat
zusammenströmende publizistische Wissen könne vielleicht den Gesichtskreis der
preußischen Beamtenwelt erweitern, aber dieses Ziel lasse sich vollkommener und
einfacher durch die Herübernahme hervorragender Kräfte aus allen Teilen Deutsch-
lands in den Reichsdienst erreichen. Völlig nichtig sei der Bundesrat als
Regierungsorgan, was eklatant zum Beispiel bei der Aufstellung des Etats
hervortrete. Er könne weder selbst arbeiten noch, wegen seiner Abhängigkeit von
Instruktionen und von Preußen, kritisiren und spiele daher eine lächerliche Rolle.
Trotz dieser Uebelstände sei nicht ein Auseinanderfallen oder auch nur die Ueber-
stimmung Preußens zu befürchten, denn die hierzu erforderlichen dreißig Stim-
men seien, selbst wenn Baden einmal abfalle, schwerlich zusammenbringen. Wohl