Berlin, den 2. März 1871.
„Morgen esse ich bei Delbrück, übermorgen beim bayerischen Gesandten
v. Perglas, am Montag bei Geheimrat Hansemann. Also auch diese Arbeit
beginnt wieder. Heute ist ein schöner Tag; der Friede gesichert, die Fahnen
flattern.“
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Berlin, den 3. März 1871.
„Schon gestern abend war durch Telegramm des Kaisers an die Kaiserin
die Kunde gekommen, daß Favre mit der in aller Form ausgestellten Ratifi-
kation des Präliminarvertrags durch die Nationalversammlung sich schon gestern
in Versailles eingefunden, und daß sodann gestern nachmittag 3 Uhr der
Austausch der Ratifikationsurkunden bewirkt worden sei. Die Kaiserin hielt
das Telegramm zurück, um es heute in feierlicher Form mittags 12 Uhr vom
Balkon des Königlichen Palastes in ihrer Gegenwart dem versammelten Volke
verkünden zu lassen. Die Menge wogte unter den Linden auf und ab, es war
ein schöner Tag, die Sonne schien vom wolkenlosen Himmel. Durch eine
Sitzung abgehalten, konnte ich der Verlesung nicht anwohnen. Als die Königin
auf dem Balkon erschien, ward sie von unbeschreiblichem Jubel begrüßt. Es
ward „Nun danket alle Gott und dann „Die Wacht am Rhein angestimmt
und von dem Volke gesungen.
„Um 5 Uhr war Diner bei der Königin. Die Minister der größeren
Staaten waren geladen, mußten bei Staatsminister Delbrück absagen. Die
Kaiserin-Königin trank auf die Erfolge der verbündeten Waffen und auf die
Dauer des Friedens. Der bayerische Finanzminister v. Pfretzschner erwiderte
durch einen Toast auf Kaiser und Kaiserin. Ich fuhr soeben durch die glänzend
beleuchtete Stadt nach Hause und gehe später — in der Mütze, denn Cylinder=
hüte werden heute alle angetrieben — aus, um die Beleuchtung zu sehen.
„Ich hatte heute von 12 bis 1 Uhr Sitzung des Ausschusses für Handel
und Verkehr (über Konsulatswesen), von 2 bis 4 Uhr Plenarsitzung des
Bundesrats.
„Nächste Woche sind doch Ausschußsitzungen und habe ich sonst noch einiges
hier zu betreiben und zu besprechen. Ich denke, ich kann mich eher später von
Jolly ablösen lassen."
Berlin, den 4. März 1871.
„Gestern abend war, soweit ich kam, ganz Berlin beleuchtet. Meist hatten
die Leute sich darauf beschränkt, eine Reihe Stearinkerzen in jeden Kreuzstock
hinter das Fenster zu stellen, die nach 11 Uhr alle wieder zurückgezogen waren.
Transparente sah ich im ganzen nur zwei, Mars und Minerva mit lateinischen
Versen an der Artillerieschule. Dagegen waren an größeren Häusern und