Full text: Fürst Bismarck und der Bundesrat. Dritter Band. Der Bundesrat des Deutschen Reichs (1873-1878). (3)

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Berlin, den 24. Februar 1874. 
„Die Sitzungen des Justizausschusses über die größeren Justizgesetze werden 
wohl nächste Woche zu Ende gehen. Gestern speiste ich beim Kronprinzen. 
Anwesend waren der Kronprinz von Dänemark, die Kaiserliche Familie, Bismarck,#) 
Moltke, die Minister 2c. Der Kaiser unterhielt sich länger mit mir. Er sieht 
sehr wohl aus, ich bemerkte keinen Unterschied gegen früher. Er sagte, er sei 
erstmals von besonderer Diät entbunden, unterhielt sich in gewohnter Weise 
stehend mit vielen." 
Berlin, den 7. März 1874. 
„Scheffel ist hier ein sehr populärer Dichter. Seit der Ausstellung von 
Werners Zeichnungen zum Trompeter werden Scheffels Werke mehr noch als 
früher verlangt. Es wurden weitere Kreise aufmerksam.“ 
* 
Berlin, den 10. März 1874. 
„Während die andern Justizminister schon Ende Januar hier eingetroffen 
waren, reiste ich erst ab, als man mich aufforderte, und als am folgenden 
Tage, Freitag den 18. v. M., die Sitzungen beginnen sollten. Trotz ungeduldigen 
Wartens und Drängens begannen sie erst nach acht Tagen und mußten zehn 
Tage später wegen notwendiger Abreise des württembergischen und sächsischen 
Ministers unterbrochen werden.“ 
* 
Berlin, den 20. April 1874.2) 
„Heute war ich schon zur ersten Sitzung des Justizausschusses geladen, vie 
aber abgesagt wurde, weil v. Fäustle erst nachmittags hier eintreffen sollte und 
eintraf. Der württembergische Minister v. Mittnacht hat bestimmt angekündigt, 
daß er nur vierzehn Tage hier bleibe; auch Abeken erwartet in vierzehn Tagen 
das Ende unserer Beratungen. Fürst und Fürstin Bismarck nahmen keinen 
Besuch an, das Befinden sei stets besser.“ 
* 
Berlin, den 21. April 1874. 
„Das Reichswappen hier oben und die schlechte Feder beweisen Dir, daß 
ich im Reichstag schreibe. Man verhandelt das Gesetz zur Verhinderung der 
unbefugten Ausübung kirchlicher Aemter, und es wird ein heißer Tag werden. 
Soeben spricht Reichensperger von der klerikalen Partei. Er meint, die Kultur 
verdanke man dem Kultus der katholischen Kirche. Ich ging vor Schluß der 
Reichstagssitzung nach Hause, diesen Brief zu expedieren, die Sitzung war 
1) In Kohls Bismarck-Regesten nicht erwähnt. 
2) Der nächste Aufenthalt v. Freydorfs in Berlin währte vom 20. April bis 
7. Mai 1874. 
Poschinger, Fürst Bismarck und der Bundesrat. III. 5
	        
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