Full text: Fürst Bismarck und der Bundesrat. Erster Band. Der Bundesrat des Norddeutschen Bundes (1867-1870). (1)

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hältnisse des allgemeinen Verkehrs und der Landesverteidigung einen Beschluß 
darüber, welche Richtung die Bahn einzuschlagen habe.) 
Die Mehrheit der Ausschüsse des Bundesrats für Eisenbahnen, Post und 
Telegraphen sowie für Landheer und Festungen“) stellte den Antrag: Der 
Bundesrat wolle seine Ansicht dahin aussprechen, daß im Interesse einer den 
Zwecken der Landesverteidigung und des allgemeinen Verkehrs entsprechenden 
künftigen Gestaltung des Eisenbahnnetzes im nordwestlichen Deutschland die über 
Diepholz führende südliche Linie der Venlo-Oamburger Eisenbahn auf der Strecke 
von Osnabrück nach Bremen den Vorzug vor der nördlichen, über Vechta 
führenden Richtung verdiene. 
Im Plenum des Bundesrats enthielt sich die preußische Regierung infolge 
der Stellung, welche sie zu der Frage einnahm, der Beteiligung an der Ab- 
stimmung. Diese war ein doppelte; es wurde zuerst die Frage, ob die südliche 
Linie über Diepholz den Vorzug verdiene, mit 10 gegen 9 Stimmen verneint, 
und dann die Frage, ob der nördlichen Linie über Vechta der Vorzug zu geben 
wäre, mit 15 gegen 4 Stimmen ebenfalls verneint. Die Versammlung erklärte 
sich infolge dieses Ergebnisses damit einverstanden, daß die Wahl der einen 
oder andern Linie als gleichgiltig im Interesse der Landesverteidigung und des 
Verkehrs zu betrachten sei. 
Das preußische Staatsministerium beschloß demnächst die durch preußisches. 
Gebiet führende Linie über Lemförde-Diepholz zu wählen. 
7. Post- und Telegraphenwesen. 
In keiner Verwaltung des Bundes war ein so rasches Tempo im Ausbau 
der verfassungsmäßigen Institutionen angeschlagen worden, als in dem damals 
noch getrennten Post= und Telegraphenwesen. Den Abschluß der Verträge mit 
*) Die ehemalige hannoversche Regierung hatte der Bahn große Schwierigkeiten be- 
reitet und die Durchführung durch Hannover zur Bedingung gemacht, während Preußen 
die Richtung durch Oldenburg (es handelte sich um die Strecke von Bremen nach Osnabrück) 
befürwortete. Wie die Sachen jetzt lagen, würde Preußen natürlich auch am liebsten die 
bannoversche Linie gewünscht haben, da nun aber bei der oldenburger Linie auch wichtige 
Interessen mitsprachen, so blieb es anerkennenswert und war auch überall so aufgefaßt 
worden, daß der Bundeskanzler über die partikularistischen Interessen hinweg die Angelegen- 
heit dem Bunde, von dem ja überdies die Eisenbahnen ressortirten, überwies. 
*“) Die Heranziehung des Militärausschusses war der Einholung eines Gutachtens des 
Kriegsministeriums vorgezogen worden. General v. Podbielski war persönlich erschienen 
und beleuchtete die vom strategischen Standpunkte aus wichtige Frage einer möglichst nahen 
Verbindung zwischen Hamburg und der Rheinprovinz. Der Vertreter der oldenburgischen 
Regierung trat vergeblich für dic nördliche Linie ein. Schließlich entschied man sich dahin, 
dem Bundesrat, namentlich in Erwartung, daß die Bahn Osnabrück-Quakenbrück-Olden- 
burg später doch zur Ausführung kommen würde, die südliche Linie als die vorteilhaftere 
zu empfehlen.
	        
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