Full text: Fürst Bismarck und der Bundesrat. Erster Band. Der Bundesrat des Norddeutschen Bundes (1867-1870). (1)

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sich in das wirtschaftliche Ressort, so lange es in der Hand Delbrücks war, 
nicht gemischt. „Ueber seine Geschäftsführung bestand zwischen uns kein 
Meinungsstreit, und meine Anerkennung seiner Autorität war so groß, daß die 
wesentlichen Zweifel, die bei mir zu keimen begannen, ob wir 
auf demrichtigen Wege wären, von mir unterdrückt wurden gegenüber 
der Bedeutung und technischen Ueberlegenheit dieses Mitarbeiters, auf den ich 
nicht verzichten wollte. Ich habe damals solchen Wirtschaftspolitikern gegenüber, 
die sich darüber beschwerten, daß nicht alles gut ginge — ich glaube, ich kann 
Zeugen dafür aufrufen — gesagt: Es ist möglich, daß wir stellenweis auf 
einem irrtümlichen Wege sind, und daß nicht alles richtig ist, was Minister 
Delbrück unternimmt; aber ich weiß nicht, wie ich die Lücke decken sollte, die 
entstehen würde, wenn er ausscheidet. Ich kann seinen Anteil neben allem, 
was ich sonst zu thun habe, nicht übernehmen und weiß keinen Ersatz; ich muß 
mir, wie es so häufig im Leben ist, eine tüchtige Kraft mit ihrem Können und 
Leisten und mit ihren Irrtümern, wenn welche da sind, erhalten, und kann da 
nicht einen Mann von der Bedeutung wie Delbrück behandeln einfach wie einen 
vortragenden Rat, dem ich sage: Ich habe Sie bitten lassen, nicht um Ihre 
Meinung zu hören, sondern um Ihnen die meinige zu sagen; so geht das nicht, 
sondern ich habe mit Kollegen doch nur den Gesamtdurchschnitt und das Facit 
zu ziehen und abzuwägen, ob ich unerachtet einzelner Verschiedenheiten mit 
ihnen weiter arbeiten kann und muß oder nicht, und kann nicht in Einzelheiten 
sagen: Das verstehe ich besser.““) 
Die Differenzpunkte zwischen Bismarck und Delbrück hatten sich allerdings 
in der Mitte der siebenziger Jahre so sehr gehäuft, daß an ein weiteres ge- 
deihliches Zusammenwirken derselben nicht gedacht werden konnte. Wir würden 
über die Zeit des Norddeutschen Bundes zu weit hinausgreifen, wenn wir 
bereits hier daran gehen wollten, diese Differenzpunkte näher zu besprechen. 
Generalpostdirektor v. Philipsborn 
(geboren 16. Juli 1818, gestorben 4. Juli 1884). 
Nach einer raschen Carrière im Postressort) wurde Philipsborn 1862 
als Nachfolger Schmückerts zum preußischen Generalpostdirektor ernannt. 
*) Vergl. auch Bismarcks Rede im Abgeordnetenhause am 4. Februar 1881 und 
Anerkennung der Sachkunde Delbrücks in Bismarcks Reichstagsrede vom 5. März 1878 
sowie das Lob seiner exzeptionellen Arbeitskraft in Bismarcks Reichstagsrede vom 1. Dezember 
1879. (Kohl, Bismarckreden Bd. VI. S. 211.) 
**) 3. Dezember 1835 Eintritt in den Postdienst. Dezember 1839 Einberufung zur 
Beschäftigung in das Generalpostamt, 1. Februar 1842 Ernennung zum Postsekretär, 1845 
zum Geh. expedirenden Sekretär daselbst, Oktober 1847 zum königlichen Postinspektor, 
1849 zum Geheimen Postrat und vortragenden Rat im Generalpostamt, 1852 zum 
Generalpostinspektor, 1859 zum Geheimen Ober-Postrat, 1865 Verleihung des Adels.
	        
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