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war ein warmer, deutscher Patriot, der für die Einigung Deutschlands nicht
nur die aufrichtigsten Sympathien hegte, sondern sich auch der Notwendigkeit, daß
die Einzelstaaten dafür Opfer bringen müßten, durchaus nicht verschloß, auch
in diesem Sinne unablässig auf die Fürsten und auf die kleinstaatlichen Höfe
und Regierungen einzuwirken bestrebt war, und sicher nicht ohne Erfolg. Man
wird sogar kaum fehl gehen in der Annahme, daß, wenn der deutsch-nationale
Gedanke bei dem Kaiser Wilhelm und Kaiser Friedrich schon früh ein vor-
bereitetes Feld gefunden, Watzdorf darauf einigen Einfluß geübt hat. Insonder-=
heit möchte dies vom Kaiser Friedrich behauptet werden.
Also Partikularist war Watzdorf auch nicht mit einem Atemzuge; aber
seine Ansicht, wie die Einigung Deutschlands herzustellen sei, unterschied sich
allerdings wesentlich von der Bismarcks. Watzdorf war eine Natur, die jedes
Verlassen des strenggesetzlichen Bodens perhorreszirte; alles, was nur irgendwie
in der Politik zu Gewaltthätigkeiten zu neigen schien, war ihm antipathisch.
Es ist daher begreiflich, daß der kühne Flug der Bismarckschen Politik ihn nicht
angenehm berührte, sondern ihn mit Sorge erfüllte. Er kannte Bismarck
äußerlich wohl seit den Tagen des Erfurter Parlaments, politisch war er ihm
aber nie nahe getreten, abgesehen von der Thätigkeit desselben in Frankfurt.
Gerade während dieser Zeit aber wird Bismarck selten Ursache gehabt haben,
mit dem Verhalten der Ernestinischen Kurie unzufrieden zu sein, da diese fast
immer mit Preußen gestimmt hat. Auch während des Fürstenkongresses in
Frankfurt (August 1863) hat Watzdorf die weimarische Politik im nationalen
Sinne geleitet, ebenso als Gegner der Beust-Pfordtenschen Triaspläne. Er war
gerade wegen seiner nationalen Haltung bei den antipreußischen Mittel= und
Kleinstaaten übel angeschrieben; desto größeren Einfluß hatte er auf die anderen
Staaten, die, wie er selbst, sich zum Gothaertum bekannten. Eine Abschwächung
in dieser Beziehung trat auch nicht ein, als die schleswig-holsteinsche Frage im
Jahre 1863 aufkam. Dagegen konnte er sich mit den Ereignissen im Jahre
1866 nicht befreunden. Diese gewaltthätigen Züge in der Bismarckschen Politik,
die wir heute ja mit Recht als den Niederschlag einer ebenso weitsichtigen und
geschickten wie energischen Politik bewundern, ließen Watzdorf für die Zukunft
des Vaterlandes verhängnisvolle Folgen befürchten. Nach der Schlacht von
Königgrätz wurde, da Watzdorf persona ingrata im preußischen Hauptquartier
Regierungen gegenüber hauptsächlich die Politik, ein möglichst übereinstimmendes Handeln
und gemeinschaftliche Einrichtungen durchzusetzen. Mitte September 1870 verschied er,
nachdem zehn Tage vorher seine Gemahlin vom Schlage getroffen worden war. In den
damaligen bewegten Zeiten hat selbst die „Weimarer Zeitung“ einen Nekrolog über ihn nicht
gebracht. Später wollte der Vorstand der großherzoglich sächsischen Bibliothek, Geheimrat
v. Bojanowski in Weimar, eine Monographie über ihn schreiben; derselbe kam aber leider
nicht dazu, weil ihm das Material für eine solche Arbeit noch nicht genügend zur Ver-
fügung stand.