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3. Königreich Sachsen.
Außerordentlicher Gesandter und bevollmächtigter Minister
Dr. Graf v. Hohenthal und Bergent)
(geboren 4. Februar 1852).
Graf Hohenthal und Bergen trat als thätiges Mitglied in die Ausschüsse
für Rechnungswesen und für die Verfassung ein, übernahm im ersteren das
Dezernat seines Vorgängers v. Nostitz, zu dem namentlich die elsaß-lothringischen
Angelegenheiten gehörten, und im letzteren unter anderm das Referat in der
lippeschen Thronfolge-Angelegenheit.
Seit 1897 hat er das Referat im Ausschusse für Rechnungswesen an den
Königlich sächsischen Geheimen Rat Dr. Fischer abgetreten, doch wohnte er den
Sitzungen bei wichtigeren Angelegenheiten auch ferner noch bei und beteiligte
sich dann lebhaft an der Diskussion.
In der Note, mit welcher der Staatssekretär des Auswärtigen Amts am
7. Juli 1887 den Grafen Hohenthal davon in Kenntnis setzte, daß der Kaiser
ihm den Kronen-Orden 1. Klasse verliehen habe, ist gesagt: „Seiner Majestät
sei es ein lebhaftes Bedürfnis gewesen, nach der letzten erfolgreichen Reichstags-
session, zu deren günstigem Resultate die außergewöhnlich befriedigenden Wahlen
in Sachsen das ihre dazu beigetragen haben, Allerhöchstihrer Befriedigung durch
die Auszeichnung des Königlich sächsischen stimmführenden Herrn Vertreters im
Bundesrat einen sichtbaren Ausdruck zu geben."“
Die Beziehungen des Grafen Hohenthal zu dem Fürsten Bismarck sind,
1) Graf Karl Adolf Pbilipp Wilhelm v. Hobenthal und Bergen, Sohn des Grafen
Karl Adolf, auf Knauthayn, Knautnaundorf und Lauer, geb. in Berlin, Dr. jur., Königlich
sächsischer Kammerherr und Wirklicher Geheimer Rat, außerordentlicher Gesandter und
bevollmächtigter Minister am preußischen Hofe, auch Bevollmächtigter zum Bundesrat,
Major à la suite der Königlich sächsischen Armee, bestand 1871 das Maturitätsexamen
auf dem Vitzthumschen Gymnasium zu Dresden, diente sein Jahr bei dem Königlich sächsischen
Gardereiter-Regiment, studirte in Bonn und Leipzig und legte 1876 die Prüfung pro
praxi juridica ab, nahm sodann den Acceß bei dem Königlich sächsischen Gerichtsamt
Markranstädt, den Amtshauptmannschaften Dresden und Leipzig und der Kreishauptmann-
schaft Dresden, absolvirte Ende 1880 das Staatsexamen, promovirte zum Dr. juris und
bereiste vom Januar bis Juni 1881 die Vereinigten Staaten von Amerika sowie Mexiko und
Kuba, trat 1. Juli 1881 als Legationssekretär in das Königlich sächsische Ministerium der
auswärtigen Angelegenheiten und fungirte 1882 mehrere Monate als Geschäftsträger in
Berlin. 1883 durch Allerhöchste Ernennung in die I. Kammer berufen, verließ er, um
sich seinen Gütern zu widmen, 1884 den Staatsdienst mit Urlaub, wurde indessen schon
am 1. Mai 1885 mit der Vertretung seines Königs am Königlich preußischen Hofe betraut
und gleichzeitig zum stimmführenden Bevollmächtigten Sachsens im Bundesrat ernannt. Er
legte infolge dessen sein Mandat zur I. Kammer nieder.