Full text: Fürst Bismarck und der Bundesrat. Fünfter Band. Der Bundesrat des Deutschen Reichs (1881-1900). (5)

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stellung, insbesondere in finanzieller Hinsicht entwickelt ist, vom Reich eine Beihilfe 
zu den Kosten des Unternehmens. Die letzteren werden insgesamt auf 8 Millionen 
Mark veranschlagt, die zu erwartenden eigenen Einnahmen dagegen nur auf 
3500000 X, so daß ein ungedeckter Rest von 4500 000 J11 verbleibt. Zur 
Deckung desselben hat das Komitee bei der Stadt Berlin einen Zuschuß von 
2000 000 -X nachgesucht, während vom Reich ein Beitrag von 3000000 . 
erbeten wird, vorbehaltlich dereinstiger Erstattung aus den etwaigen Ueber- 
schüssen der Ausstellung. Die hiesigen städtischen Körperschaften haben sich dem 
Projekte in wohlwollender Weise zugewendet und zur Bestreitung der Vor- 
bereitungskosten bereits eine Summe von 30000 zur Verfügung gestellt. 
Auch die Aeltesten der Kaufmannschaft nehmen eine dem Unternehmen günstige 
Stellung ein und haben dies unter anderm dadurch bethätigt, daß sie zu den Kosten 
einen Beitrag von 100 000 X zugesichert haben. Die Haltung der industriellen 
Kreise ist geteilt. Der Zentralverband deutscher Industrieller hatte sich von 
Anfang an mit Entschiedenheit gegen die Ausstellung erklärt, indem er in ver- 
schiedenen Eingaben der Ueberzeugung Ausdruck gab, daß die beteiligten Kreise 
ein Bedürfnis nach einer Ausstellung nicht empfinden, daß sie einen wesentlichen 
Nutzen von einer solchen sich nicht versprechen, und daß sie zum Teil die Kosten 
scheuen. Der Verband hat sich mit einer Umfrage an die ihm angehörenden 
Vereinigungen gewendet; von letzteren haben sich 14 Vereine von zum Teil 
sehr beträchtlichem Umfange in ablehnendem Sinne ausgesprochen. Auch neuer- 
dings hält der Zentralverband an diesem Standpunkt fest. Er bezeichnet es 
als den dringenden Wunsch der überwiegenden Mehrheit der deutschen Industrie, 
daß die Ausstellung unterbleibe, und bittet, dem Unternehmen eine Förderung 
von Staats oder Reichs wegen nicht angedeihen zu lassen. — Der Gesamt- 
vorstand des dem Zentralverbande angehörigen Vereins deutscher Eisen= und 
Stahlindustrieller hat in seiner Sitzung vom 8. Mai dieses Jahres mit allen 
gegen eine Stimme beschlossen, die Abhaltung der Ausstellung im Jahre 1888 
für nicht wünschenswert zu erklären. — Gegenüber dieser Haltung des Zentral- 
verbandes deutscher Industrieller ist die erwähnte freie Vereinigung bemüht ge- 
wesen, aus industriellen Kreisen zustimmende Erklärungen zu sammeln. Nach 
einer Mitteilung der Aeltesten der Kaufmannschaft waren schon im Februar 
dieses Jahres von 321 gewerblichen Vereinigungen mit angeblich 60 000 Mit- 
gliedern und von etwa 12000 Einzelfirmen Zustimmungserklärungen eingegangen. 
Nähere Mitteilung über die für und gegen die Ausstellung hervorgetretene 
Bewegung behalte ich mir vor, in den Ausschußberatungen vorlegen zu lassen. 
Es gewinnt danach den Anschein, daß die Mittel= und Kleinindustrie einer 
Beteiligung an der Ausstellung geneigt ist und sich von derselben Vorteile verspricht, 
während die Großindustriellen in der überwiegenden Mehrheit sich ablehnend 
verhalten. Für den Fall, daß dem Antrage um Bewilligung eines Zuschusses 
aus Reichsfonds stattgegeben werden sollte, würden die erforderlichen Mittel, 
Poschinger, Fürst Bismarck und der Bundesrat. V. 16
	        
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