Full text: Fürst Bismarck und der Bundesrat. Fünfter Band. Der Bundesrat des Deutschen Reichs (1881-1900). (5)

2. Bayern. 
Regierungsrat im Ministerium des Innern Landmannt) 
(geboren 12. Januar 1845). 
Landmann wurde im Dezember 1886 zum stellvertretenden Bevollmächtigten 
zum Bundesrat ernannt und trat gleichzeitig als vom Bundesrat gewähltes 
Mitglied in das Reichs-Versicherungsamt ein; 1891 siedelte er vollständig nach 
Berlin über. Seine Referate im Bundesrat betrafen hauptsächlich: a) die 
Erweiterung und den Vollzug der Unfallversicherungsgesetze, b) den Vollzug des 
Krankenversicherungsgesetzes und die Novelle zu diesem Gesetz von 1891, c) das 
Gesetz über die Invaliditäts= und Altersversicherung und den Vollzug des- 
selben, d4) den Vollzug und die Ergänzung der Gewerbeordnung, insbesondere 
die Novelle von 1891 (Arbeiterschutzgesetz), e) das Viehseuchengesetz und dessen 
Vollzug, 1) den (nicht zum Gesetz gewordenen) Entwurf des Menschenseuchen- 
gesetzes, das Impfgesetz und die internationale Dresdener Sanitäts-Konferenz. 
Den meisten Einfluß übte Landmann wohl bei den Beratungen über das 
1) Robert Ritter v. Landmann, geboren in Großweingarten bei Spalt in Mittel- 
franken als Sohn eines Königl. Revierförsters, besuchte das Ludwigs-Gymnasium in 
München von 1856 bis 1862 als Zögling des Holländischen Instituts und studirte von 
1862 bis 1866 an der Universität München. Im Feldzuge des gleichen Jahres diente 
er als freiwilliger Offizier. Die Jahre 1866 bis 1869 wurden durch die juristische Praxis 
ausgefüllt und zwar zum großen Teile auf dem Lande, dessen Kenntnis Landmann hierdurch 
noch näher getreten ist als im elterlichen Hause. Den Staatskonkurs bestand er 1869 mit 
der Note 1. Einen äußerst vielseitigen Ausbildungsgang machte Landmann in den Jahren 
1869—1876. Zuerst praktizirte er kurze Zeit in der Verwaltung. Dann war er als Rechtsanwalts- 
konzipient und als rechtskundiger Sekretär der Handels= und Gewerbekammer in Augsburg 
thätig, Stellungen mit entschiedenem Erfolge. 1871 trat er als Redakteur für Volkswirtschaft 
und Staatswissenschaft bei der „Allg. Ztg.“ in Augsburg ein. Das Einkommen aus 
diesen Stellungen konnte der Handelskammersekretär und Redakteur zu ausgedehnten 
Reisen nach Italien, Frankreich, Oesterreich und Norddeutschland zu seiner Ausbildung 
verwenden. Am 1. September 1876 berief ihn der verstorbene Staatsminister Freiherr 
v. Pfeufer in das Staatsministerium des Innern, Abteilung für Landwirtschaft, Handel 
und Gewerbe. Nach Verwendung u. a. als Protokollführer des Obermedizinalausschusses 
wurde er 1877 Bezirksamtsassessor; 1878 verehelichte er sich mit Fräulein Gabriele 
v. Auer, Tochter des Gutsbesitzers v. Auer von Aufhausen. Im Staatsministerium des 
Innern wurden ihm wichtige Funktionen übertragen. So fungirte er 1882 als Kom- 
missar bei der Landesausstellung in Nürnberg; bei diesem Anlasse wurde er mit dem 
Ritterkreuz 1. Klasse des St. Michaelsordens ausgezeichnet. 1883 erfolgte die Beförderung 
zum Regierungsrat. 1886 bis 1890 war er Mitglied der Reichskommission für Unter- 
suchung der Rheinstromverhältnisse, wodurch er in Beziehungen zu den Reichsbehörden 
trat. Am 31. März 1895 wurde er zum Königl. bayerischen Staatsminister des Innern 
für Kirchen= und Schulangelegenheiten ernannt und Oktober 1895 von der Universität 
Würzburg zum Dr. jur. hon. promovirt.
	        
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