— 17 —
Grunde liegende Voraussetzung der Möglichkeit aber, daß die Militär-
verwaltung des Reichs verpflichtet oder berechtigt sein könnte, direkten
Aufforderungen des Reichstags Folge zu leisten oder dieselben auch
nur amtlich entgegenzunehmen, glaube ich im Namen Sr. Majestät
des Kaisers Verwahrung einlegen zu sollen und bitte Eure Hochwohl-
geboren ergebenst, dieselbe zur Kenntnis des Reichstags zu bringen.
Der Reichskanzler.
An v. Bismarck.
den Präsidenten des Reichstags «
Herrn v. Levetzow
Hochwohlgeboren.
Der Abgeordnete Eugen Richter fühlte mit gewohnter Sicherheit heraus,
daß diese Eröffnung des Kanzlers nicht so sehr an die Adresse des Reichstags
als an die des Kriegsministers gerichtet war, welcher dieselbe als „Wischer“
ad notam nehmen sollte und sagte zur großen Heiterkeit des Hauses:
„. Nun sagt der Herr Kriegsminister: Der Reichskanzler ist nicht der
Mann, der, wenn er mir etwas zu sagen hat, dazu das Parlament wählt,
oder gar die Adresse des Abgeordneten Richter. Meine Herren, das hat genau
mit denselben Worten einmal der Finanzminister Bitter mir gegenüber gesagt,
— und wo ist der Finanzminister Bitter? Und direkt hat es ihm der Reichs-
kanzler auch nicht gesagt, sondern auf einem Umwege, der aber auch verständlich
war. Und wenn der Herr Kriegsminister meint, daß der Reichskanzler immer den
direkten Weg vorzöge, so kennt er den Herrn Rommel und dessen Geschichte auch nicht.“
Darauf entgegnete der Kriegsminister: „Der Abgeordnete Richter hat dann
auch von neuem persönliche Verhältnisse besprochen zwischen dem Herrn Reichs-
kanzler und mir. Meine Herren, ich verzichte darauf, weiter hier darüber zu
sprechen; das muß ich aber sagen: ich protestire auf das allerlebhafteste gegen
jede Insinuation, die in diesen letzten Auseinandersetzungen gefunden werden
könnte bezüglich der Loyalität des Verkehrs, den der Herr Reichskanzler mit
den preußischen Ministern unterhält;
(Bravo! rechts)
ich protestire dagegen!“
(Lebhafter Beifall rechts. — Zuruf links: Eulenburg! Bitter!)
Bronsart war ein aufrichtiger Bewunderer des Fürsten Bismarck, und nicht
dessen Gegner. 1) Bei der Entlassung Bismarcks sagte der Mitte März 1890
1) Ein Schreiben Bismarcks an den Kriegsminister Bronsart v. Schellendorff, be-
treffend eine den Interessen der landwirtschaftlichen Bevölkerung entsprechende Festsetzung
der Termine für die Uebungen des Beurlaubtenstandes, findet sich abgedruckt in meinem
Werke: „Fürst Bismarck als Volkswirt“ Bd. III. S. 78.
Poschinger, Fürst Bismarck und der Bundesrat. V. 2