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leiden muß, liegt auf der Hand. In dieser Beziehung durch geeignete wirt-
schaftliche Maßregeln Abhilfe zu schaffen, ist, wie die Reichsregierung wiederholt
und erst neuerdings durch die Vorlage wegen Einrichtung der Postdampfschiffs=
Verbindungen bekundet hat, ein dringendes Bedürfnis. Als ein in dieser
Richtung besonders wirksames Mittel erscheint die in der Hamburger Petition
vorgeschlagene Maßregel. Durch dieselbe würde in hervorragendem Maße die
Entwicklung unmittelbarer Handelsbeziehungen mit den überseeischen Ländern
gefördert, die lästige Abhängigkeit des deutschen Handels von der Vermittlung
des Auslandes beseitigt und eine nachhaltige Stärkung der Schiffahrt und des
Handels der deutschen Seestädte herbeigeführt werden.
Die Anregung des Gegenstandes durch eine große Anzahl hervorragender
sachkundiger Hamburger Kaufleute darf daher mit besonderer Befriedigung be-
grüßt werden und wird die Reichsregierung in ihrer Absicht bestärken, eine
befriedigende Lösung dieser wichtigen Frage anzustreben.
Da hierbei preußische Interessen in hervorragendem Maße in Betracht
kommen, so erscheint die Angelegenheit vorzugsweise geeignet, den Gegenstand
eingehender Prüfung für den neugestalteten Staatsrat zu bilden.“ 1)
Fürst Bismarck liebte es, jungen Räten, die zum ersten Male bei ihm zum
Vortrag erschienen, im Laufe der Diskussion unerwartet eine geographische Frage
zu stellen. So warf auch während der Besprechung über die Surtaxe d’entrepot
Bismarck die Frage dazwischen: „Frankreich ist bei dem Kaffeebau in den
Kolonien nicht beteiligt?“ Auf Schrauts verneinende Antwort sagte Bismarck:
„Doch, sie bauen auf einer Insel im indischen Ozean Kaffee.“ Schraut er-
widerte: „Durchlaucht, ich weiß es nicht.“ Bismarck sagte weiter: „Die Insel
trug früher den Namen einer französischen Regierung. Als Schraut hierauf
schwieg, sagte er liebenswürdig, der Name fiele ihm auch nicht ein, und kehrte
zum Gegenstand des Vortrags zurück. Es war, wie sich Schraut alsbald
nach dem Vortrag überzeugte, die Ile de la BRéunion (früher lle de
Bourbon).2)
Weil ich einmal bei dem Kapitel von Beamten-Anekdoten angekommen
bin, so will ich noch ein paar anfügen, wenngleich dieselben mit Herrn v. Schraut
nichts zu thun haben.
Aus der Zeit seiner Petersburger Gesandtschaft liebte Bismarck, sich russischer
Schriftzüge und Ausdrücke zu bedienen, wenn er unbefugten Augen den Inhalt
einer seiner Dispositionen entziehen wollte. So pflegte er, wenn ihm zum Beispiel
1) Zu vergleichen über vorstehenden Artikel der „Nordd. Allg. Z#g.“ die „Frankf. Ztg.“
Nr. 183 v. 1. 7. 84, „Nat.-Ztg.“ Nr. 390 v. 1. 7. 84 u. Nr. 391 v. 2. 7. 84, „Berl.
Tagebl.“ Nr. 302 v. 1. 7. 84, „Ostpreuß. Ztg.“ Nr. 161 v. 12. 7. 84 u. Nr. 167
v. 19. 7. 84.
2) Ich erzähle diese Bismarck-Anekdote so, wie sie damals unmittelbar nach dem
Vortrag in Geheimrat kreisen zirkulirte.